Glaubt man der Werbung, ist Kieselerde ein wahres Wundermittel: Sie «hemmt den Alterungsprozess, hält die Haut länger straff» und sei für Muskeln, Bindegewebe und Knorpel gut, schreibt ein Anbieter im Internet. Auch das Haar «wird gefestigt und behält seinen natürlichen Glanz».

Das seien haltlose Versprechen, sagt Wolfgang Becker-Brüser von der Zeitschrift «Arznei-Telegramm». Und: «Es gibt keine fundierte wissenschaftliche Studie, die einen Nutzen der Kieselerde belegt.» Zudem könnten in Einzelfällen Nierensteine entstehen (siehe Saldo 20/07). Jetzt kommt heraus, dass Kieselerde sogar Krebs auslösen könnte. Das Pulver besteht aus Quarz. Quarz-Feinstaub wird in verschiedenen Industriezweigen eingesetzt und gilt als gefährlich.

Otto Creutzenberg vom Institut für Toxikologie in Hannover (D) warnt: «Der Staub kann etwa bei Bergarbeitern zu Lungenkrebs führen, wenn sie ihn einatmen.» Doch die Arbeiter schlucken häufig auch kleine Staubteilchen. «Neuere Studien», so Creutzenberg, «sprechen den Verdacht aus, dass das Verschlucken der Teilchen Krebs in der Speiseröhre auslösen kann.»

Trotzdem wird das Pulver weiterhin verkauft, etwa unter dem Markennamen Flügge-Kieselerde. Der Schweizer Vertreiber schreibt dem Gesundheitstipp, das Produkt entspreche den gesetzlichen Anforderungen und sei «gesundheitlich unbedenklich». Der Nutzen sei «durch zahlreiche wissenschaftliche Originalarbeiten und Gutachten belegt». Der Vertreiber legt jedoch keine einzige davon bei.