Fabian erbrach regelmässig, wenn ihm seine Mutter die Vi-De-3-Tropfen gab. Kein Wunder: Die Tropfen enthalten 65 Prozent Alkohol. Das Vitamin-D-Präparat bekommen alle Babys vom Arzt verschrieben. Es ist wichtig, um sie vor Rachitis, dem Erweichen der Knochen, zu schützen.

Fabians Eltern Sandra und Martin Stöckli kritisieren: «Wir sehen nicht ein, wieso es in Baby-Medikamenten Alkohol hat.» Die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme bestätigt die Sorge der Eltern: «Das ist absolut unnötig», sagt die Präventionsfachfrau Jacqueline Sidler. Es sei bedenklich, Kinder so früh an den Geschmack von Alkohol zu gewöhnen. Kinderärztin Silke Schmitt aus Zürich weiss zudem von vielen Babys, die Vi-De-3 nicht vertragen: «Kinder mit emp?ndlichem Magen reagieren oft mit Bauchweh oder Erbrechen.»

Doch in der Schweiz gibt es keine Alternative. Eltern müssen auf Produkte aus Deutschland oder Österreich ausweichen, zum Beispiel Oleovit oder Vigantol. Sie enthalten Öl statt Alkohol, um das Vitamin zu lösen.

Ein solches Mittel bekam schliesslich auch Fabian. Ebenso seine kleine Schwester Noelia. Bloss: Weil das österreichische Produkt in der Schweiz nicht zugelassen ist, mussten Stöcklis selber zahlen. Die alkoholischen Tropfen hingegen würde die Krankenkasse bezahlen. «Das ist doch ein Witz», ärgert sich Sandra Stöckli.

Der Hersteller der Vi-De-3-Tropfen, Dr. Wild Pharma in Basel, beruft sich auf eine «unabhängige Risikoanalyse». Sie habe ergeben, dass der Alkoholgehalt unbedenklich sei. Trotzdem will die Firma den Eltern bald eine Alternative anbieten: Sie lässt in der Schweiz ein ölhaltiges Vitamin-D-Präparat registrieren. Möglicherweise ist es schon nächstes Jahr erhältlich.

(sm)