«Die Behandlung hat mich verunstaltet»
Laura Neukom liess sich in der Zürcher VIP-Clinic mit einem Drucktherapie-Gerät behandeln. Seither hat sie schmerzende Beine, Besenreiser und Krampfadern.
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Gesundheitstipp 6/2006
07.06.2006
Sonja Marti
Laura Neukom (Name geändert) freute sich: Sie hatte im Juli 2005 bei einem Wettbewerb der Sendung VIP-TV auf Tele Züri gewonnen. Der Gewinn: eine Körper-Analyse in der dazugehörenden VIP-Clinic.
Die Analyse machte Peter Wyss - Produzent der Sendung. Er habe schliesslich zu zehn Behandlungen mit dem Drucktherapiegerät Presor-03 geraten, so Neukom. Kostenpunkt: 1090 Franken. Anfangs war die Kundin skeptisch. Ob es keine Nebenwirkungen gebe, fragte sie. Denn die 38-Jährige mach...
Laura Neukom (Name geändert) freute sich: Sie hatte im Juli 2005 bei einem Wettbewerb der Sendung VIP-TV auf Tele Züri gewonnen. Der Gewinn: eine Körper-Analyse in der dazugehörenden VIP-Clinic.
Die Analyse machte Peter Wyss - Produzent der Sendung. Er habe schliesslich zu zehn Behandlungen mit dem Drucktherapiegerät Presor-03 geraten, so Neukom. Kostenpunkt: 1090 Franken. Anfangs war die Kundin skeptisch. Ob es keine Nebenwirkungen gebe, fragte sie. Denn die 38-Jährige machte sich Sorgen um ihre «praktisch makellosen Beine», die in eine Plastikhose und eine dicke Druckmanschette gezwängt werden sollten. Peter Wyss habe abgewinkt: Die Therapie sei völlig risikolos.
Schmerzen im Stehen und beim Gehen
Doch kurz nach der ersten Behandlung kam der Schock: «Meine Adern wurden plötzlich extrem gut sichtbar und wölbten sich hervor», sagt Neukom. Zudem habe sie «plötzlich unzählige Besenreiser und Krampfadern», vor allem an den Füssen. «Die VIP-Clinic hat mich verunstaltet.» Später kamen Schmerzen hinzu. Unterdessen sind diese so stark, dass Neukom schon nach wenigen hundert Metern kaum mehr gehen kann. Auch Stehen schmerzt. «Vor kurzem musste ich mich in einem Einkaufsgeschäft auf den Boden setzen. Ich wäre sonst zusammengebrochen», sagt sie.
Laura Neukom reklamierte bei der VIP-Clinic. Deren Reaktion enttäuschte sie masslos: Man habe ihr gesagt, das könne nicht vom Presor herrühren, und vorgeschlagen, das gelöste Abo für eine andere Therapie zu verwenden. Doch auch diese vertrug Neukom schlecht. Deshalb wollte sie ihr Geld zurück. Die VIP-Clinic reagierte nicht.
Unter Fachleuten ist umstritten, ob eine korrekt ausgeführte Drucktherapie solche Beschwerden hervorrufen kann. Peter Krobisch, Facharzt für Venenleiden in Wädenswil ZH, hält es zumindest für «denkbar, dass durch lokal begrenzten Druck bei speziell emp?ndlichen Patienten Besenreiser entstehen, aber keine grossen Krampfadern». Und der Berner Venenspezialist Walty Bayard sagt: «Bereits vorhandene Krampfadern und Besenreiser könnten besser sichtbar werden, weil die Therapie Wassereinlagerungen in den Beinen verringert.»
Andreas Inwyler, Gesundheitstipp-Rechtsberater, hält es «für angebracht, der Kundin das Geld zurückzuzahlen». Sie habe ein Recht darauf, wenn die VIP-Clinic sie nicht richtig über die Risiken aufgeklärt habe.
«Kundin hatte keine Probleme während der Behandlung»
Simone Zikmund, Geschäftsführerin der VIP-Clinic, behauptet: «Frau Neukom hat keinen Anspruch auf Rückzahlung.» Peter Wyss habe korrekt über die Risiken informiert. Nämlich, dass die Therapie risikolos, aber für Bluthochdruckpatienten nicht geeignet sei. Zikmund gesteht aber ein, dass «manchmal bei sehr emp?ndlichen Kunden leichte Besenreiser entstehen können». Sollten wider Erwarten auch bei Unemp?ndlichen leichte Besenreiser auftreten, würde die Therapie abgebrochen. «Dies ist aber so gut wie nie geschehen», sagt Zikmund. Bei Neukom seien während der Behandlung «absolut keine Probleme» aufgetreten.
Doch die VIP-Clinik sei «ausnahmsweise und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht bereit, der Kundin Gutscheine für die sieben nicht bezogenen Behandlungen auszustellen».
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