Wegen der Krankheit schränke ich mich nicht ein. In die Badi gehe ich trotzdem, jedoch in den Morgen- oder Abendstunden, wenn die UV-Strahlen weniger intensiv sind. Ich möchte nicht braun werden, denn auf brauner Haut fallen weisse Flecken noch mehr auf.
Nur einmal hörte ich eine doofe Bemerkung über meine Krankheit. Das war, als ich auf den Füssen grosse Flecken hatte. «Sieht das scheusslich aus», sagte jemand hinter mir. Aber zum Glück fallen meine weissen Flecken vielen Leuten nicht so stark auf. Eine langjährige Bekannte hat die Hautveränderung nie bemerkt und war total überrascht, als ich ihr davon erzählte.
Seit ich die Weissfleckenkrankheit habe, brauche ich für die Körperpflege viel mehr Zeit und Geld. Ich möchte, dass man die Flecken nicht sieht. Deshalb habe ich vieles ausprobiert: Cremes, Make-up, homöopathische Mittel und Lichttherapie. Alles nützte nur kurze Zeit oder gar nicht. Am meisten Erfolg habe ich mit Selbstbräuner, er lässt meine Haut einheitlicher erscheinen. Bei besonderen Anlässen verstecke ich mein Hautproblem unter langen Ärmeln und Foulards.
Es gibt schon Tage, an denen ich mich frage: «Weshalb muss ich diese Krankheit haben?» Im Allgemeinen kann ich aber gut damit leben. Wichtig ist für mich die Schweizerischen Vitiligo-Gesellschaft, bei der ich eine Gruppe leite. Der Austausch gibt mir viel Kraft. Denn es beruhigt zu wissen, dass ich mit dieser Krankheit nicht allein bin. Wir reden aber längst nicht nur darüber.
Die Weissfleckenkrankheit liegt in unserer Familie. Schon meine Mutter, mein Grosi und meine Urgrossmutter hatten sie ab 40. Auch meine Haut war bis dahin makellos. Doch dann bildeten sich an meinen Fingern plötzlich weisse Flecken – zuerst nur vereinzelt. Nach und nach kamen an den Füssen weitere dazu, die nach ein paar Wochen verschwanden. Später entdeckte ich ausgeprägte grosse Flecken an den Knien. Vielleicht ist diese Stelle besonders anfällig, weil ich früher ab und zu eine Sportverletzung hatte und die Haut dadurch dünner ist.
Zeitweise verstreuten sich die pigmentlosen Stellen über den ganzen Körper. Stark betroffen war die Innenseite der Beine. Dann erholte sich die Haut wieder. Mit 55 Jahren hatte ich erneut einen Schub. Manchmal ist eine Stelle stark betroffen, dann verschwinden die Flecken und tauchen an einem anderen Körperteil auf. Seit einem Jahr sind sie auf dem Decolleté. Damit habe ich besonders Mühe, weil diese Stelle so gut sichtbar ist.
Stress und psychische Belastungen wirken sich negativ auf meine Haut aus. Deshalb ist ein Ausgleich wichtig. Mein Mann und ich machen Mountainbike-Touren, Entdeckungsreisen mit dem Kajak, und im Winter sind wir auf den Ski- und Langlaufpisten. Für mich und meine Haut zählen diese positiven Erlebnisse.
Weissfleckenkrankheit: Die Haut verblasst
Bei der Weissfleckenkrankheit, der Vitiligo, entfärbt sich die Haut. Denn Zellen, die das Pigment bilden, sind gehemmt oder sterben ab. Es entstehen weisse Flecken. Betroffene reagieren sehr empfindlich auf Sonnenstrahlen und bekommen rasch einen Sonnenbrand. Es gibt eine Reihe Cremes und Salben, um die Flecken zu verstecken. Einige Patienten machen gute Erfahrungen mit dem Bestrahlen durch UV-Licht. Die Krankheit ist nicht heilbar. Rund ein Drittel der Betroffenen ist erblich vorbelastet.
Weitere Infos
Schweizerische Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft
Tel. 031 359 90 99, info@spvg.ch, www.spvg.ch