Glaxo-Smith-Kline wirbt zurzeit im Fernsehen mit einem lustigen Trickfilm für den Nasenspray Otrivin: Eine verstopfte Nase jammert über ihren Schnupfen. Der Retter in der Not: Otrivin. Die Nase ist dann laut Werbung befreit und fröhlich.
Was Glaxo nicht sagt: Sprays wie Otrivin machen abhängig, wenn man sie über längere Zeit nimmt. Sie enthalten Wirkstoffe, welche die Blutgefässe der Nasenschleimhaut verengen und sie abschwellen lassen. Dazu gehören Xylometazolin, Oxymetazolin und Phenylephrin. Sie sind in Sprays wie Triofan, Vibrocil oder Nasivin enthalten. Man bekommt sie in der Apotheke ohne Rezept für rund 11 bis 14 Franken.
Nach dem Gebrauch kann man für einige Stunden frei atmen. Sobald die Wirkung nachlässt, fühlt sich die Nase jedoch wieder verstopft an. Ohne Spray schläft man nur noch schlecht.
Chemischer Spray: Nicht länger als eine Woche
Gesundheitstipp-Hausarzt Thomas Walser sagt deshalb: «Solche Nasensprays darf man höchstens fünf bis sieben Tage benutzen.» Kommt dazu, dass die chemischen Sprays Nebenwirkungen haben: Trockenheit und Brennen in der Nase, seltener zudem Kopfschmerzen, Übelkeit und einen höheren Blutdruck.
Alle chemischen Sprays (siehe Tabelle) enthalten den Konservierungsstoff Benzalkoniumchlorid. Studien zeigen, dass der Stoff die feinen Flimmerhärchen in der Nase beschädigen und Allergien auslösen kann. Auch vermuten Fachleute, dass er zu einer Abhängigkeit von Nasensprays beiträgt. Einige Hersteller bieten Produkte ohne Konservierungsmittel an.
Die Hersteller Glaxo, Procter & Gamble, Vifor und Melisana verweisen auf die Packungsbeilage. Dort stehe, dass man die Sprays nicht länger als eine Woche benutzen sollte. Glaxo sagt zudem, dass Benzalkoniumchlorid die Vermehrung von Bakterien in der Sprühflasche verhindere.
Eine sanfte Alternative sind Sprays mit Salzlösungen. Sie enthalten keine chemischen Stoffe oder Konservierungsmittel und befeuchten die Nasenschleimhaut. Zwar wirken sie weniger stark als chemische Sprays, die Salzlösung verflüssigt aber das Nasensekret und lässt es leichter abfliessen. Auch der Wiler Hausarzt und Pharmaexperte Etzel Gysling rät seinen Patienten dazu: «Salzlösungen pflegen die gereizte Schleimhaut und lösen unangenehme Krusten in der Nase.» Nebenwirkungen sind keine bekannt. Daher kann man Salzsprays auch über längere Zeit anwenden und Erkältungen damit sogar vorbeugen. Einen Salzspray gibts für rund 10 bis 12 Franken.
Triofan Naturel enthält zusätzlich Ectoin, Similasan homöopathische Stoffe. Beide Produkte sind teurer als die anderen Salzsprays: Sie kosten knapp 16 respektive 20 Franken. Die Wirksamkeit der Zusatzstoffe ist jedoch nicht klar belegt. Vifor und Similasan verweisen auf Studien, die eine Wirkung belegen würden.
Vicks Sinex und der Nasenspray von A. Vogel enthalten ätherische Öle: Eukalyptusöl oder Menthol kühlen die Nasenschleimhaut und erzeugen das Gefühl, freier durchatmen zu können. Allerdings können sie die Schleimhäute reizen. Thomas Walser ist daher skeptisch: «Nasensprays mit ätherischen Ölen sollte man höchstens in kleinen Mengen benutzen.» Dies gilt besonders für Kinder unter sechs Jahren.
Vorsicht ist bei Kampfer geboten, das in Vicks Sinex enthalten ist: Eine bestimmte Dosis kann für Kinder giftig sein. Hersteller Procter & Gamble sagt, die ätherischen Öle in Vicks Sinex seien nur gering konzentriert. Der Spray sei für Kinder unter sechs Jahren nicht geeignet.
Vibrocil enthält zusätzlich ein Antihistamin, das antiallergisch wirkt, und Triofan das schleimlösende Mittel Carbocistein. Laut Etzel Gysling sind aber beide Zusätze in einem Schnupfenspray nicht sinnvoll: «Bei einem normalen Erkältungsschnupfen bringt das nichts.»
Glaxo schreibt, Vibrocil eigne sich nicht nur für allergische Schnupfen. Vifor sagt, Carbocistein befreie die oberen Atemwege.
Umfrage bei Passanten in Zürich: Was tun Sie gegen Schnupfen?
Laura Barosa, 28
«Ich nehme nichts gegen Schnupfen und warte einfach, bis er wieder vorbei ist. Ich brauche in dieser Zeit viele Taschentücher.»
Stefano Ilardi, 54
«Ich habe chronischen Schnupfen. Ausprobiert habe ich schon verschiedene Sprays, auch solche mit ätherischen Ölen. Richtig geholfen hat mir aber noch nichts.»
Claudio Sponagel, 26
«Bei Schnupfen helfen mir Nasensprays, zum Beispiel Nasivin oder Triofan. Ich nehme morgens einen Spraystoss in jedes Nasenloch. Aber ich weiss, dass die Sprays auch abhängig machen können. Deswegen nehme ich sie höchstens ein paar Tage.»
Annemarie Ribli, 72
«Ich behandle Schnupfen und Erkältungen rein homöopathisch. Sobald ich ein Kitzeln in der Nase spüre, nehme ich alle zwei Stunden fünf Kügelchen Aconitum. Ausserdem benutze ich die Schnupfensalbe von Weleda.»