Sie schmieden jeden Tag Hufeisen. Diese sind ja als Glücksbringer bekannt. Gilt das auch für Sie?
Nein, nicht dass ich wüsste. Hingegen macht es mich glücklich, dass ich jeden Tag genau die Arbeit ausüben darf, die ich liebe.
Als Hufschmiedin leben Sie aber gefährlich.
Das stimmt. Nicht alle Pferde lassen das Befestigen von Hufeisen widerstandslos über sich ergehen. Manche sind so ängstlich, dass man ihnen Beruhigungsmittel geben muss. Und selbst dann können sie unerwartet reagieren.
Wann zum Beispiel?
Einmal trat mich ein mit Medikamenten beruhigtes Pferd. Dabei flog ich nach hinten und stürzte. Glücklicherweise verletzte ich mich nicht schwer.
Sie brauchen bei der Arbeit also auch gute Nerven.
Ja, ich muss in jeder Situation ruhig bleiben. Dafür muss man das Wesen des Pferdes verstehen und respektvoll mit dem Tier umgehen. Pferde sind Fluchttiere. Angebunden können sie blitzartig auf Geräusche oder Bewegungen reagieren.
Waren Sie mit den Nerven auch schon mal am Ende?
Ja, in der erwähnten Situation, als mich ein Pferd völlig unerwartet trat. Genervt war ich vom Besitzer, der keine Zeit fand, das Tier beim Beschlagen festzuhalten. Ich arbeite nicht gern allein. Schliesslich will ich meinen Beruf möglichst lang ausüben und gesund bleiben. Aus diesem Grund beschlage ich inzwischen häufig Pferde, die einen ruhigen Charakter haben – etwa Islandponys. Mit Kaltblütern wie dem englischen Shire Horse arbeite ich hingegen nicht mehr.
Erlitten Sie bei der Arbeit schon viele Verletzungen?
Ja, Unfälle und Verletzungen zählen zu den Berufsrisiken eines Hufschmieds. Ich brach mir trotz Stahlkappenschuhen schon mehrere Male den Mittelfussknochen, weil ein Pferd auf meinen Fuss getreten war. In der Lehre geriet einmal mein Mittelfinger in die Schleifmaschine. Die Ärzte konnten den zerquetschten Finger zum Glück noch retten.
Sie arbeiten überwiegend in gebückter Haltung. Wie geht es Ihrem Rücken?
Nicht schlecht. Ich gehe ins Fitnessstudio, um Probleme zu vermeiden. Trainieren hilft mir allerdings nur bedingt. Rücken- und Nackenschmerzen spüre ich immer wieder. Der verspannte Nacken löst oft auch Kopfweh aus.
Sie tragen am rechten Arm eine Manschette. Warum?
Ich habe einen Tennisarm: Die Sehnen am Ansatz des Ellbogens sind entzündet. Mein Oberkörper wird beim Arbeiten stark beansprucht. Auch die Schultern leiden, weil ich ständig die gleichen Bewegungen mache. Ohne Schmerzmittel gehe ich am Morgen nicht aus dem Haus.
Zur Person
Die Tierpflegerin Eve Stutz schloss vor sechs Jahren eine Lehre zur Hufschmiedin ab. In der Freizeit reitet sie gern. Stutz lebt im aargauischen Auw.