Menschen mit Demenz kommen in der Öffentlichkeit selten zu Wort. Das ist im neuen Film «Aus dem Takt» anders. Vier Betroffene sprechen über ihre Krankheit und vom Leben im Heim. Momente der Sehnsucht nach dem Vergangenen wechseln sich ab mit grosser Dank­barkeit, dass sie im Alltag gut umsorgt sind. Die 82-jährige Adelheid Kaufmann sagt, die Krankheit sei nicht schmerzhaft. «Nur in der Seele tuts weh, wenns im Oberstübchen nicht mehr stimmt.» 

Für alle spielt Musik eine zentrale Rolle. Sie besuchen klassische Konzerte, musizieren, singen oder tanzen. Musik hat für sie eine therapeu­tische Funktion: Denn sie hilft, sich an Ver­gessenes zu erinnern. Deshalb setzt man sie in der Pflege von Patienten mit Alzheimer und anderen Formen der Demenz oft ein.

Der Film zeigt auch Angehörige. Für sie ist es schwer, mit der Krankheit umzugehen. Etwa für die Tochter, die ihre Mutter fast ­jeden Tag ­besucht und dann von ihr beschimpft wird, sie habe sie Jahre nicht gesehen. Die Angehörigen sind sich einig: ­Demenz macht aus dem geliebten Menschen eine fremde Person. Es ist ein Abschied schon vor dem Tod. 

Diese Offenheit vor der Kamera erfordert viel Mut. Der Film gibt einen Einblick in das Leben der Betroffenen, der bewegt und Respekt abverlangt. Dabei gehts nicht nur ums Ver­gessen und das damit verbundene Leid. Sichtbar wird auch die Lebensfreude der Kranken und wie viel sie noch verstehen. Schade ist, dass der Zuschauer keine Hintergrundinfos über Demenz erhält. Deshalb eignet sich der Film eher für Menschen, die bereits mit der Krankheit in Berührung gekommen sind.

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