Anna und Dani steckten sich gleichzeitig mit dem Coronavirus an. Doch die Krankheit verlief bei dem jüngeren Paar aus London ganz unterschiedlich: Anna hatte nur eine Woche lang leichte Beschwerden, ihr Mann Dani jedoch bekam Fieber und Atemnot, musste ins Spital. Ein Grund: Er ist ein Mann, sein Immunsystem ist von Natur aus schlechter aufgestellt als das einer Frau. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Chromosomen.

Der Film beleuchtet einen wunden Punkt der Medizinforschung: Sie hat sich bisher kaum mit solchen Unterschieden zwischen Frauen und Männern befasst. Als Prototyp gilt der Mann. Das betrifft auch Studien zu Medikamenten. Doch diese wirken bei Frauen oft stärker oder länger, weil deren Stoffwechsel anders funktioniert. Zum Beispiel beim Schlafmittel Zolpidem: In den USA kam es zu Autounfällen, weil der enthaltene Stoff bei Frauen am folgenden Morgen noch immer wirkte.

Auch beim Diagnostizieren von Krankheiten orientieren sich viele Ärzte am Mann. Das zeigt der Leidensweg von vier autistischen Mädchen aus England. Ihre Diagnose bekamen sie erst spät. Denn bei Mädchen übersehen Mediziner die Störung oft, weil sie nicht die gleichen Symptome wie Buben zeigen. «Es war eine Erleichterung», erzählt eine der Betroffenen, die 12-jäh­rige Sophie. Endlich habe sie gewusst, was mit ihr los sei.

Der Film gibt aber auch Hoffnung: Forscher befassen sich vermehrt mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Sie berichten von ersten Studien und Erkenntnissen. Und diese kommen der Gesundheit sowohl von Frauen als auch von Männern zugute.

«Prototyp Mann – der grosse Irrtum der Medizin?», 16. Oktober, 22 Uhr, Arte. Auch in der Arte-Mediathek verfügbar

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