Der junge Mann lächelt überheblich in die Kamera. Seine dunklen Haare sind adrett gekämmt, wie bei einem Schulbuben. Martin ­Shkreli sitzt vor Gericht. Der Grund: Er kaufte die Vermarktungsrechte für das Medikament Daraprim in den USA. Das Mittel gegen Infek­tionen kostete zuvor 13 Dollar und 50 Cent. ­Shkreli erhöhte den Preis auf 750 Dollar. Die Staatsanwaltschaft New York klagte ihn im ­Januar wegen Medikamentenwuchers an. Das Urteil steht noch aus,

Allerdings ist Martin Shkreli ein vergleichsweise kleiner Fisch. Die grossen Pharmafirmen verdienen täglich Milliarden mit ähnlich un­moralischen Geschäften. Das zeigt der span­nende Dokumentarfilm «Big Pharma» anhand von zahlreichen Beispielen. 

Er greift aktuelle Fälle wie jenen des Medikaments Remdesivir gegen das Coronavirus auf. Sein Nutzen war bisher bescheiden. Der Hersteller Gilead konnte keine Studien vorlegen, die überzeugen. Trotzdem brachte er die Behörden dazu, das Medikament im Schnelltempo zuzulassen – auch in der Schweiz. So füllt das umstrittene Mittel die Kassen des Konzerns.

Der Film deckt auf, wie Pharmafirmen Ärzte und Politiker manipulieren, um ihre Gewinne zu steigern. Es scheint kaum Mittel zu geben, die Allmacht der Pharmaindustrie zu stoppen. Doch es gibt auch ein Fünkchen Hoffnung: Der Film zeigt Ärzte, die sich nicht von Pharmafirmen kaufen lassen, und mutige Journalisten, die deren Geschäftspraktiken aufdecken.

Sehr empfehlenswert

"Big Pharma. Die Allmacht der Konzerne", Dienstag, 15. September, 20.15 Uhr, Arte. Auch in der Arte-Mediathek verfügbar