Valentino war gerade mal drei Monate alt, als ihn sein Vater schwer misshandelte. Er schüttelte ihn so heftig, dass Valentino beinahe gestorben wäre. Das Baby lag mit Blutungen im Hirn und Rippenbrüchen auf der Intensiv­station. Heute ist Valentino elf Jahre alt und ­leidet noch immer an den Folgen. Oft tun ihm Rücken und Kopf weh. Er entwickelt sich langsamer als seine Zwillingsschwester. Die Mutter muss ihm ­morgens noch beim Zähneputzen und Anziehen helfen: «Valentino braucht einfach mehr Zeit.»

Der Dokfilm geht der Frage nach, wie man Kinder wie Valentino besser schützen kann. Das betrifft nicht nur Familien in Deutschland, sondern auch in der Schweiz: Letztes Jahr meldeten Kliniken 1500 Fälle von misshandelten Kindern. 

Die Geschichte von Valentino berührt. Doch sonst bleibt der Film oft an der Oberfläche. Er vermittelt ein Bild von zögerlichen und hilflosen Behörden, die im ­Dilemma stecken zwischen dem Schutz der Familie und dem Wohl des Kindes. Wie weit soll man gehen? Was nützt eine Anzeige bei der Polizei? Der Film stellt viele Fragen, gibt aber nur wenige Antworten, vor allem wenn es um Kleinkinder und Babys geht.

Für Schulkinder hingegen zeigt der Film auch überraschende Ansätze: Im Zivilcourage-Training lehrt der Hamburger Polizist Jens Mollenhauer Kinder, Stopp zu sagen, wenn sie von Erwach­senen bedrängt oder geschlagen werden. Die Schulkameraden helfen sich auch gegenseitig: Ohne lange zu zögern, greifen sie ein. Diese Entschlossenheit haben sie den Erwachsenen im Film voraus. Das beeindruckt. 

Empfehlenswert

Tatort Kinderzimmer, Montag, 18. November, 21.45 Uhr, ZDF