Amelie traf es völlig unerwartet: Ihre zweite Tochter Lola kam mit dem Downsyndrom auf die Welt. «Es war ein Schock. Das konnte einfach nicht sein.» Ein Schicksalsschlag erschütterte auch Carmen und Olaf: Ein Autoraser überfuhr ihre 22-jährige Tochter und deren Freund. Beide starben. «Es ist ein Alptraum, aus dem man nicht mehr erwacht», sagt Carmen.

Der Dokfilm zeigt, wie Leute mit einer persönlichen Tragödie umgehen. Um sie zu verarbeiten, braucht es innere Kraft. Fachleute sprechen von Resilienz. Ein Forscher des Leibniz-Instituts in Mainz (D) erklärt, dass diese innere Kraft nicht einfach angeboren sei. Man könne sie aber erlernen und trainieren. Eine mögliche Strategie: Man versucht, eine belastende Situation neu zu betrachten und das Gefühl der Hilflosigkeit hinter sich zu lassen. Damit gewinnt man Schritt für Schritt die Kontrolle über sein Leben und die eigenen Gedanken zurück.

Amelie hat dies geschafft. Über das Leben mit Lola hat sie ein Buch geschrieben. Das half ihr, die Erfahrung zu verarbeiten. Sie fühlte sich nicht mehr ausgeliefert und kam zum Schluss: «Vielleicht ist Lola eine Chance für mich, eine neue Lebensaufgabe.» 

Der Film ist stark dank den Aussagen der Betrof­fenen. Sie sprechen offen über ihre Gefühle. Das beeindruckt. Dabei geht es nicht um Heldengeschichten. Vielmehr zeigt der Film, dass es oft viel Zeit braucht, Schicksalsschläge zu verarbeiten. So sitzen bei Carmen und Olaf Trauer und Wut immer noch tief. Ihre Schilderungen sind für die Zuschauer wertvoller als die oft ­theoretischen Aussagen der Experten.

«Die innere Kraft», 19. November, 12.05 Uhr, 3sat

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