Die Mutter schlendert durch ihren Wohnort in Deutschland, ihre Tochter an der Hand. Die Frau ist alleinerziehend. Sie zieht ein Portemonnaie hervor, dessen Fächer mit Wörtern wie «Lebensmittel», «Tanken», «Heizung» beschriftet sind. Auf einem der Fächer steht «Anja». Das Geld darin ist dafür da, der Tochter ab und zu einen Wunsch zu erfüllen. An diesem Sommertag ist es eine Glace. Die Frau verdient knapp 950 Euro im Monat. Weil das nicht reicht, erhält sie vom Staat Wohn- und Kindergeld.

Die Frau ist eine der Betroffenen, die im Film «Arm trotz Arbeit» von ihren Sorgen und Nöten erzählen. Alle Porträtierten haben eines gemeinsam: Sie arbeiten oder haben ihr Leben lang gearbeitet – und können dennoch nicht von ihrem Lohn oder ihrer Rente leben.

Auch in der Schweiz sind rund vier Prozent aller Erwerbstätigen von Armut betroffen, so das Bundesamt für Statistik. Und ihre Zahl steigt – in ganz Europa. Der Film zeigt die Folgen: Armut schliesst Be­trof­fene aus, macht sie einsam und oft depressiv. Unter­suchungen zeigen auch, dass Armut die Gesundheit gefährdet: So haben Leute mit tiefen Einkommen ein stark erhöhtes Risiko für Lungenkrebs. Oft haben sie kein Geld für medizinische Behandlungen. Umgekehrt kann auch eine Krankheit arm machen. Zu den gesundheitlichen Problemen gesellen sich schnell Existenzsorgen.

Im Film wechseln sich Geschichten von Betroffenen mit Analysen von Experten ab. Erstere gehen unter die Haut und stimmen nachdenklich. Die Aussagen der Experten dagegen bringen kaum neue Erkenntnisse.

«Arm trotz Arbeit», 10. Januar 2023, 20.15 Uhr, Arte. Auch in der Arte-Mediathek

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