Mit Intervallfasten verlor Marie-Louise Kloter sechs Kilo. Sie nahm bei einer Leseraktion des Gesundheitstipp teil. Doch inzwischen hat die 69-Jährige aus Würenlos AG fast wieder ihr Anfangsgewicht von 79 Kilo erreicht. «Ich esse viel Gemüse und wenig Süsses», sagt Kloter. «Und ich bewege mich regelmässig an der frischen Luft, auch im Winter. Dennoch ist es für mich ein ewiger Kampf, das Gewicht zu halten.»
Auch der 52-jährige Oliver Stoll aus Kilchberg ZH treibt viel Sport: «Ich jogge regelmässig», sagt er. «Dennoch habe ich in den letzten Jahren ein paar Kilo zugenommen, vor allem am Bauch.»
Body-Mass-Index: Praktisch, aber mit Mängeln
Wissenschafter haben mehrere Formeln entwickelt, mit denen man berechnet, ob man übergewichtig ist und somit ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten hat. Die bekannteste Formel ist der BodyMass-Index (BMI). Dabei teilt man das Gewicht in Kilo durch die Grösse in Zentimeter im Quadrat. Die Grenze ist bei 25 – was über diesem Wert liegt, ist zu viel. Bei Marie-Louise Kloter beträgt der Body-Mass-Index 27,5, bei Oliver Stoll 23,6.
Der BMI sei eine praktische Methode, sagt Präventivmedizinerin Sabine Rohrmann von der Universität Zürich: «Er ist leicht anzuwenden und kann schnell berechnet werden.» Der Nachteil laut Rohrmann: Der BMI berücksichtigt zwar das Gesamtgewicht, unterscheidet aber nicht zwischen Fett- und Muskelmasse. Das kann das Resultat verfälschen: «Ein muskulöser Leistungssportler kann einen hohen BMI haben, obwohl er nur wenig Körperfett hat.» Der Fettanteil ist wichtig, um das Risiko für Herzkrankheiten abzuschätzen.
Messmethode Waist-Hip-Ratio zeigt das Risiko fürs Herz
Neu empfehlen Mediziner deshalb, den Bauchumfang zu messen, statt auf die Waage zu stehen. Das Bauchfett gilt als besonders ungesund. Es gibt mehrere Formeln, mit denen man ermitteln kann, ob der Bauchumfang im grünen Bereich ist: die Waist-Hip-Ratio, der Body-Roundness-Index oder die Waist-to-Height-Ratio.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser empfiehlt die Waist-Hip-Ratio. Auch eine US-Studie zeigte vor sechs Jahren, dass diese Methode das Risiko für Herzkrankheiten besser anzeigt als der Body-MassIndex. Die Waist-Hip-Ratio lässt sich auf einfache Weise berechnen: Man teilt den Bauchumfang durch den Hüftumfang. Für Frauen liegt der Grenzwert bei 0,85, für Männer bei 0,95.
Sowohl MarieLouise Kloter als auch Oliver Stoll liegen darüber. Das bedeutet: Beide haben ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten. Eigentlich könnte man auch nur den Bauchumfang messen. Doch laut Thomas Walser ist dieser Wert wenig aussagekräftig. Er rät, zusätzlich den Hüftumfang zu messen: «Der Umfang der Hüfte zeigt an, wie gesund die Muskelmasse ist.»
Der Body-Roundness-Index dient dazu, die Körperform zu beurteilen. Man berechnet den Index mit einer komplizierten Formel, die den Bauchumfang und die Körpergrösse berücksichtigt. Werte über 5,46 gelten als zu hoch. Marie-Louise Kloter liegt darüber, Oliver Stoll ist im grünen Bereich. Thomas Walser sagt, der BodyRoundness-Index sei eine «moderne und wissenschaftlich anerkannte» Methode, um das Körperfett zu messen.
Bei der Waist-to-Height-Ratio teilt man den Bauchumfang durch die Körpergrösse. Von dieser Methode rät Walser ab: «Sie wird von Fachleuten kaum verwendet und ist wenig erforscht.»
So berechnen Sie, ob Sie zu viel Fett haben
- Messen Sie den Bauchumfang zwischen dem oberen Rand des Beckens und der untersten Rippe beim Bauchnabel.
- Den Hüftumfang messen Sie an der breitesten Stelle des Gesässes.
- Am besten verwenden Sie einen kostenlosen Rechner im Internet: für Waist-Hip-Ratio und Body-Mass-Index unter Ernaehrung.de → Tools; für Body-Roundness-Index unter Bri-calculator.com/de; für Waist-to-Height-Ratio unter Adipositas-netzwerk.org → Adipositas → WHtR.