Ein trainierter junger Mann schlüpft mit den Armen in ein Geschirr aus Gurten. Er schliesst einen Riemen um den Bauch und zieht die Gurte an den Schultern fest. Mit diesem Video demons­triert die Firma Adatto Better Living GmbH ihren Schultergurt «Backgym». Durch den Zug der Gurte würden die Schultern leicht nach hinten gezogen, der Träger bekomme eine aufrechte Körperhaltung. Kosten: knapp 90 Franken. Beim Gur «Blackroll Posture» für knapp 40 Franken wirbt der Hersteller, es sei ein ­«extrem effektives Hilfsmittel zur Haltungskorrektur». Solche Trainingsgeräte sind beliebt: Händler SportXX bestätigt, dass die Nachfrage in den vergangenen Jahren zugenommen habe.

Experten raten allerdings von Schulter­gurten ab. Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH sagt: «Ich empfehle solche Produkte keinem Patienten.» Die Gurte seien un­geeignet, um die Körperhaltung langfristig zu verbessern. Denn schuld an einer schlechten Haltung seien meist schwache Muskeln in Rücken und Rumpf. Physiotherapeut Lorenz Hirn aus Zürich sagt zudem: «Mir sind keine Studien bekannt, die einen Nutzen der Haltungs­trainer belegen würden.»

Bebie sagt zudem: Um die Körperhaltung zu verbessern, seien vor allem gezielte Kraftübungen für den Rücken nötig. Bebie rät, bei längerem Sitzen die Muskeln regelmässig zu lockern. Der Gesundheitstipp hat dafür ein Merkblatt mit Übungen zusammengestellt (siehe Hinweis). Man sollte sie zwei bis drei Mal pro Woche machen.

Mirko Cortese, Therapeut und Entwickler des «Backgym», sagt, das Gerät sei ein Hilfs­mittel zum Korrigieren von Haltungsmustern. Empfehlenswert sei eine Kombi­nation mit gezieltem Training. Blackroll gibt an, ein reines Krafttraining helfe in den meisten Fällen nicht weiter. Es brauche den Haltungstrainer, der darauf hinweise, wann man sich wieder aufrichten solle.