Ein Montagabend in Münchenstein BL. Das Schulhaus Loog liegt verlassen da. Nur in der Turnhalle fliegen die Bälle. Denn hier liefern sich Christian und Kevin Vogel gerade ein kleines Speedminton-Duell zwischen Vater und Sohn. Man hört ein langgezogenes Pfeifen: Der 17-jährige Kevin holt mit seinem Schläger aus und lässt den Plastikball mit Kraft durch die Halle schiessen. Sein Vater verfehlt den Ball. «Ein Punkt für mich», ruft der Sohn lachend. Schweisstropfen laufen den beiden über das Gesicht. Die Vogels sind Mitglieder der «Jumping Speeders», des Basler Speedminton-Vereins.
Speedminton wird auch Speed Badminton genannt. Diese Sportart gibt es seit 2001, sie verbindet Badminton, Tennis und Squash. Der Ball ähnelt einem Federball, ist aber kleiner, ganz aus Plastik und schwerer. Er erreicht Geschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde. Die Spieler schlagen sich den Ball ohne Netz zu.
Christian Vogel ist Schweizermeister der über 40-Jährigen. Vorher hatte er 25 Jahre lang Badminton gespielt. Doch dann sah er im Internet ein Video eines Speedmintonmatchs. Vogel probierte es aus. «Ich hab mich sofort in den Sport verliebt», sagt er.
Auch für die Fitness ist Speedminton gut. Es stärkt Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit. Zu diesem Schluss kamen drei Experten in einem Vergleich für den Gesundheitstipp. Lisa Gilgen, Psychomotoriktherapeutin an der Primarschule Schwerzenbach ZH, der Sportmediziner Walter O. Frey von der Uniklinik Balgrist und der Tennisexperte Matthias Rudin vom Bundesamt für Sport untersuchten fünf Sportarten punkto Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Verletzungsgefahr. Das Ergebnis: Drei Spiele – Speedminton, Badminton und Tennis – erzielten eine gute Gesamtnote, zwei waren genügend (siehe Tabelle).
Squash: Vorsicht, Verletzungsgefahr
Im Vergleich schneidet Tennis am besten ab. Es ist weniger riskant als Speedminton – ein idealer Sport für rüstige Rentner. Laut Sportmediziner Frey kommt man beim Tennis leicht ins Schnaufen und muss den Körper auf alle Seiten drehen, um die Bälle zu erwischen. Das ist gut für die Beweglichkeit. Eine niederländische Übersichtsstudie kommt zum Schluss, dass Tennis die Cholesterinwerte verbessert sowie Herz und Knochen stärkt. Gesundheitliche Vorteile zeigen sich auch bei Leuten, die erst im mittleren Alter mit dem Sport beginnen. Walter O. Frey: «Tennis kann man auch mit 80 Jahren noch spielen.»
Allerdings ist Tennis nicht ideal für die Gelenke: Man muss häufig abrupte Bewegungen machen. «Das kann die Gelenke belasten», sagt Frey.
Squash schneidet nur genügend ab: Zwar ist es sehr gut für Kraft und Ausdauer, allerdings besteht ein Verletzungsrisiko. Dabei schlägt der Spieler den Ball an die Wand, bevor der Gegner ihn erwischen muss. Man müsse aus dem Stand losrennen und spiele den Gummiball mit grosser Wucht, sagt Lisa Gilgen. Das stärke nicht nur die Arme und Muskeln in den Beinen, sondern brauche auch kräftige Bauch- und Rückenmuskeln, um den Körper stabil zu halten.
Der Nachteil: Squashspieler verletzen sich doppelt so häufig wie Tennis- und Badmintonspieler. Das zeigten Ärzte des Addenbrooke-Spitals in Cambridge (GB) in einer Studie auf. Besonders häufig betroffen sind Rücken, Schultern und Arme. Gefährlich beim Squash: Die Gegner stehen nahe beieinander und spielen den Ball in die gleiche Richtung. Dabei passiert es, dass ein Spieler mit seinem Schläger unabsichtlich seinen Gegner statt des Balls trifft. Kommt dazu: «Ein Squashball ins Auge ist so gefährlich wie ein Boxschlag», sagt Sportmediziner Frey. Spieler haben dabei sogar schon ein Auge verloren.
Für Menschen mit Gelenkschmerzen oder viel Übergewicht ist Tischtennis empfehlenswert. Man tänzelt auf leichten Füssen vor dem Tisch und schlägt den Ball mit wenig Kraft. «Das fördert die Beweglichkeit und das Gleichgewicht», sagt Psychomotoriktherapeutin Lisa Gilgen. Aber auch für das Hirn ist Pingpong gut, denn es verbessert die Koordination. Gilgen: «Man muss die Distanz zum fliegenden Ball abschätzen, zielen und den Schläger im richtigen Moment zum Ball führen.» In den USA bieten Ärzte Tischtennis sogar als Therapie gegen Alzheimer an.
Um Speedminton oder eine andere der fünf Sportarten zu spielen, muss man nicht in einen Verein. Man kann eine Halle in einem Tennis- oder Squashcenter mieten – samt Schlägern und Bällen.
Der Verband Swiss Tennis schreibt dem Gesundheitstipp, Tennis spiele man meist auf Sandplätzen. Daher seien die Bewegungen weniger abrupt und belastend für die Gelenke. Wichtig sei, vorbeugend zum Physiotherapeuten zu gehen. Der Verband Swiss Squash räumt ein, Squash sei ein Spiel auf engem Raum, deshalb komme man sich hin und wieder in die Quere. Augenverletzungen seien aber selten. Zu empfehlen sei eine Sportbrille und ein Aufwärmprogramm.
Der Verband Swiss Table Tennis sagt, Tischtennis sei ideal für alle Altersgruppen. Wenn man die Technik beherrsche, stelle es höhere Anforderungen an Schnellkraft und Ausdauer.