Fast 17 Jahre lang rauchte G. H. aus Chur täglich fast 20 Zigaretten. Zwei Mal versuchte der 36-Jährige erfolglos, mit dem Rauchen aufzuhören. Erst eine schwere Lungenentzündung öffnete ihm die Augen. «Ich spuckte Blut und sah mein Leben an einem seidenen Faden hängen.» Die Hausärztin empfahl G. H.  den Nikotinspray von Nicorette als Ausstiegshilfe. Kosten: 60 Franken. Auf der Website schreibt Hersteller Nicorette: «Es kann Ihr akutes Rauchverlangen nach 30 Sekunden lindern, damit Sie es langfristig schaffen können, rauchfrei zu werden.»

Dosis ständig erhöht

Zwei Jahre sind seither vergangen. Die Bilanz: G. H. raucht keine ­Zigaretten mehr – doch nun ist er süchtig nach dem Spray. «Unter dem Vorwand, Wasser zu trinken,  gehe ich im Büro in die Küche – dabei will ich einfach sprayen», sagt der zweifache Familienvater.  «Ich schäme mich für meine Sucht.» Am Morgen sprayt er erstmals zum Kaffee, zuletzt nach dem Abendessen. Am Anfang sprayte er zwei Mal am Tag, inzwischen braucht er 40 Stösse. Wenn er nicht sprayt, geht es ihm schlecht. «Kürzlich ging mir auf der Arbeit der Spray aus. Ich war für den Rest des Tages gereizt.»

Der Spray von Nicorette enthält Nikotin, das über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. 40 Sprühstösse entsprechen etwa zwei Packungen Zigaretten – damit konsumiert G. H. also doppelt so viel Nikotin, wie er mit den ­Zigaretten aufgenommen hatte.

Regina Esser, Chefärztin  für Innere Medizin beim Suchtzentrum Arud in Zürich, rät davon ab, den Spray von Nicorette länger als ein paar Wochen zu benützen. Kommt dazu: Jedem wird es übel, jeder Vierte hat Schmerzen im Mund und eine entzündete Mundschleimhaut.

Der Hersteller schreibt dem Gesundheitstipp, der Spray könne abhängig machen, doch dies sei selten. Und der Spray schä­dige die Gesundheit weniger als Zi­garetten – zudem komme man leichter wieder davon weg.

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