Die Website www.hpv-info.ch wirkt jung und bunt. Sie richtet sich an junge Frauen und Männer und duzt sie. Der Slogan lautet «Ich bin geil, aber nicht blöd». Soll heissen: Ich schütze mich beim Sex. Mit der Website will die Pharmafirma MSD junge Menschen über die Impfung gegen Krebs am Gebärmutterhals informieren. MSD stellt den Impfstoff Gardasil her. Der Impfstoff richtet sich gegen humane Papillomaviren (HPV), die Genitalwarzen und Zellveränderungen, also Vorstufen zu Krebs, auslösen können.
Die Plattform informiere einseitig, kritisiert der Krienser Arzt Peter Mattmann: «Das hat nichts mit Information zu tun. Die Website ist weder unabhängig noch glaubwürdig. Es ist Werbung.» Für den Gesundheitstipp kommentiert Mattmann die wichtigsten Aussagen auf www.hpv-info.ch:
«Die Impfung kann dich vor den häufigsten HPV-Typen schützen.»
Mattmann: «Impfstoffe wirken hauptsächlich gegen zwei Virentypen, die am häufigsten auftreten. Doch diese lösen lediglich etwa 70 Prozent der Infektionen aus. Es sind aber 200 verschiedene HP-Viren bekannt. Es könnte sein, dass plötzlich andere Viren überhandnehmen, wenn die Impfung die beiden andern Virentypen verdrängt.»
«Sex geniessen und dabei gesund bleiben ist nicht schwierig (…). Am wirksamsten schützt du dich mit einer Impfung vor HPV.»
Mattmann: «Das ist eine plumpe Verknüpfung von Ursache und Wirkung und lässt wichtige Infos weg. Infektionen mit HP-Warzenviren sind alltäglich und meist harmlos. 80 Prozent der sexuell aktiven Frauen sind damit infiziert. Bei 9 von 10 infizierten Frauen kann das Immunsystem die Viren abwehren, sie verschwinden nach einer gewissen Zeit wieder. Der Körper erwirbt so eine Immunität, die wohl sicherer ist und länger anhält als die der Impfung. Das Risiko für eine Krankheit ist so klein, dass eine Impfung kaum einen Nutzen bringt.»
«Diese HP-Viren können Krebs im Genitalbereich und Genitalwarzen auslösen.»
Mattmann: «Das ist eine unlautere Schlussfolgerung. Zwar ist nachgewiesen, dass die Viren Krebs verursachen können. Es ist hingegen nicht belegt, ob die Impfung Krebs verhindert. Es geht hier um eine Impfung gegen Viren und nicht um eine Impfung gegen Krebs. Es ist ausserordentlich selten, dass Menschen, deren Immunsystem das Virus nicht hatte abwehren können, an Krebs erkranken. Meistens bewirkt das Virus Zellveränderungen, die jahrelang stabil bleiben oder wieder zurückgehen können. Bis sich aus solchen Zellveränderungen Krebs entwickelt, dauert es meist mindestens 12 Jahre. Diese Entwicklung kann der Frauenarzt mit Hilfe des Krebsabstrichs beobachten. Zellveränderungen lassen sich durch Therapien oder eine Operation entfernen.»
«Die Impfstoffe gegen HPV haben ein gutes Sicherheitsprofil.»
Mattmann: «Das weiss heute niemand. Um dazu eine Aussage machen zu können, wäre eine Beobachtungszeit von mindestens 14 Jahren nötig. Fast so lange geht es ja, bis nach einer Infektion möglicherweise Krebszellen auftreten. Die Impfstoffe sind aber erst seit gut zehn Jahren auf dem Markt. In den ersten Jahren traten bei Patienten Entzündungen der Gelenke auf Grund einer Störung des Immunsystems auf.»
Das Pharmaunternehmen MSD schreibt dem Gesundheitstipp, die Website unterstütze die Bestrebungen des Bundes, durch HP-Viren bedingte Krankheiten einzudämmen und die Impfungsraten zu erhöhen. Das konsequente Umsetzen der Impfempfehlung vom Bundesamt für Gesundheit könne Krankheitsfälle verhindern.