«Nein, Elektrosmog kann kein Kopfweh auslösen»
Trotz unzähliger Betroffener und Studien: Für Christian Meyer, Arzt und Präsident der Kopfwehgesellschaft, besteht kein Zusammenhang zwischen Mobilfunk und Beschwerden. Kritiker sind entsetzt.
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Gesundheitstipp
28.09.2005
Gabriela Braun
Sehen Sie elektromagnetische Felder als Ursache für Kopfweh?», lautet die Frage an den Präsidenten der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft, den Arzt Christian Meyer. Seine Antwort: «Nein. Kopfweh wurde schon vor 2000 Jahren von römischen Ärzten beschrieben - und damals gab es noch keine Radios und Funkgeräte.»
Diese Aussage stammt aus dem Mailverkehr mit Emil Guntersweiler, Präsident der IG Elektrosmog Witikon in Zürich. Guntersweiler kann diese Argumentation nicht verst...
Sehen Sie elektromagnetische Felder als Ursache für Kopfweh?», lautet die Frage an den Präsidenten der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft, den Arzt Christian Meyer. Seine Antwort: «Nein. Kopfweh wurde schon vor 2000 Jahren von römischen Ärzten beschrieben - und damals gab es noch keine Radios und Funkgeräte.»
Diese Aussage stammt aus dem Mailverkehr mit Emil Guntersweiler, Präsident der IG Elektrosmog Witikon in Zürich. Guntersweiler kann diese Argumentation nicht verstehen: «Dabei klagen immer öfter Menschen über Kopfweh, das mit elektromagnetischen Feldern in Verbindung gebracht werden muss.» Zudem belegen mehrere Studien, dass Kopfschmerzen verstärkt in der Umgebung von Mobilfunkantennen auftreten.
Kopfweh durch Mobilfunk «auf gleicher Ebene wie Föhn»
Auf der Website der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft - einer Vereinigung von Fachärzten - ist eine umfangreiche Auflistung diverser Arten von Kopfschmerzen und deren Ursachen zu finden. Die elektromagnetischen Felder sind jedoch kein Thema. Die Begründung von Christian Meyer: Die Kopfwehgesellschaft sei gehalten, sich auf wissenschaftlich erhärtete Daten abzustützen «und nicht auf irgendwelche Vermutungen».
Meyer schreibt weiter: «Die Frage des Zusammenhangs von Kopfweh und Mobilfunk liegt offensichtlich auf der gleichen Ebene wie Kopfweh durch Föhn oder Bise. Den Wetterfaktoren wurde verschiedentlich nachgegangen, leider ist nichts dabei herausgekommen.»
Für die Patientin Elisabeth Buchs sind solche Worte unfassbar. Seit zehn Jahren leidet sie bei Belastungen durch niederfrequente Felder wie Hochspannungsleitungen unter Schlaflosigkeit. Vor etwa fünf Jahren bemerkte sie, dass sie auf Handyantennen, Dect-Schnurlostelefone und Radar mit stechenden Kopfschmerzen reagiert.
Elisabeth Buchs ist mit ihren Beschwerden nicht allein: In ihrer Selbsthilfegruppe für Elektrosensible treffen sich monatlich bis zu dreissig Menschen, die auf Antennen, Elektrogeräte oder Hochspannungsleitungen reagieren: Mit Kopfweh, Gelenkschmerzen, bleierner Müdigkeit oder Schlaflosigkeit. Für Elisabeth Buchs ist es denn auch unverständlich, «dass ein Kopfwehspezialist sich nicht ernsthaft mit den Auswirkungen elektromagnetischer Felder auseinander setzen will».
Guntersweiler von der IG Elektrosmog Witikon spricht gar von einer «verantwortungslosen und ignoranten Haltung» Meyers. «Wir müssen doch aufhorchen, wenn wir die vielen Klagen Betroffener hören und die Studien lesen. Sie liefern Indizien dafür, dass Elektrosmog Störungen und Krankheiten bei den Menschen auslösen kann, so auch Kopfweh. Doch die Kopfwehgesellschaft foutiert sich darum.»
Auf Nachfragen des Gesundheitstipp wollte Christian Meyer keine Stellung nehmen. Die Schweizerische Kopfwehgesellschaft habe sich bisher «nie mit elektromagnetischen Feldern befasst», so seine Antwort.
Buchtipp
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Christian Meyer, Präsident der Kopfwehgesellschaft: «Wir haben uns bisher nie mit elektromagnetischen Feldern befasst»