Eine Strassenumfrage des Gesundheitstipp in Zürich zeigt: Sechs von elf befragten Frauen machen die Haare in der Bikinizone weg. Die Zugerin Franziska Urwalek lässt sie sich seit drei Jahren regelmässig mit Wachs entfernen. «Die Haut fühlt sich danach angenehm und glatt an», sagt die 30-Jährige. Sie geht zu einer Depiladora – eine Kosmetikerin, die Haare entfernt. Sie streicht ihr alle sechs Wochen warmes Bienenwachs auf die Haut. Dann lässt sie das Wachs trocknen und reisst es mit einem Ruck weg.
Ursprünglich wurde diese Methode entwickelt, um Haare an den Beinen und Achseln zu entfernen (Gesundheitstipp 6/2018). «Die Behandlung ist nicht sehr schmerzhaft, auch weil die Haare mit jedem Mal dünner geworden sind», sagt Franziska Urwalek. Die Depiladora legt ihr jeweils gleich nach dem Wegreissen der Haare die Hand auf die Haut, um das Spannungsgefühl zu dämpfen. Danach trägt sie Öl auf, um die Haut zu beruhigen und Wachsreste zu entfernen.
Eine weitere Möglichkeit, die Schmerzen zu dämpfen: Vor dem Entfernen der Haare warm duschen. Das öffnet die Poren und die Haare lösen sich leichter. Eine kühle Kompresse schliesst die Poren und beruhigt die Haut. Die Haare sollte man in Wuchsrichtung entfernen: Die Haut wird so weniger stark verletzt.
Bei sehr kurzen Haaren funktioniert Wachsen nicht. Die Haare sollten mindestens 5 Millimeter lang sein.
Ähnlich geht man beim Sugaring vor. Dabei entfernt eine Zuckerpaste die Haare. Beim Sugaring sollten sie mindestens 3 Millimeter lang sein.
Epilierer: Haare zuerst mit einer Schere kürzen
Einige Frauen benutzen ein Epiliergerät. Der Epilierer zupft die Haare mit feinen Pinzetten aus. Sind die Haare länger als 5 Millimeter, verheddern sie sich jedoch leicht im Gerät. Das schmerzt. Davor kann man sich schützen, indem man die Haare mit einer Schere zuerst vorsichtig kürzt. Ein Test der Zeitschrift «Saldo» zeigte allerdings, dass sich nicht alle Geräte für die Intimzone eignen («Saldo» 12/2018). Wer zu eingewachsenen Haaren neigt, sollte die Haut danach mit einer Feuchtigkeitscreme pflegen und peelen, mit einem Luffaschwamm oder einem Anti-Age-Peeling.
Verbreitet ist auch die Nassrasur. Das zeigen Studien aus der USA. Sie funktioniert am besten gleich nach dem Duschen. Dann sind die Haare eingeweicht und die Poren der Haut offen. Damit die Klinge sanft gleitet, verwendet man ein spezielles Rasiergel oder eine Intimlotion. Die Klinge sollte scharf sein, damit sie die Haut nicht beschädigt. Hautarzt Mark Anliker aus Winterthur ZH sagt: «Am besten benutzt man jedes Mal eine neue Klinge.» Sonst besteht die Gefahr, dass sich Bakterien verbreiten. Aus dem gleichen Grund sollte man auch je einen anderen Rasierer für die Intimzone und weitere Körperstellen benutzen.
Bei der Nassrasur werden die Haare nicht aus den Wurzeln gerissen. Sie ist deshalb sanfter als Sugaring, Epilieren und Wachsen. Allerdings verletzt man sich bei der Nassrasur leichter. Eine nichtfettende Lotion mit Aloe Vera oder Dexpanthenol beruhigt die Haut.
Für die Haut am schonendsten ist das Trimmen. Dazu verwendet man einen Trockenrasierer mit einem Aufsatz, der die Haare einige Millimeter über der Haut abschneidet. Mark Anliker sagt: «Das schont die Haut und es gibt weniger eingewachsene Haare.» Allerdings bleibt die Haut dann stoppelig.
Nicht alle Enthaarungscremes sind für die Intimzone geeignet: Sie irritieren die Haut. Zudem sollten sie auf keinen Fall mit den Schleimhäuten in Berührung kommen.
«Haare schützen vor Krankheitserregern»
Alle genannten Methoden sorgen für eine gepflegte Intimzone. Sie sind aber aus gesundheitlicher Sicht nicht nötig – im Gegenteil. Das bestätigt die Hautärztin Myriam Wyss aus Meilen ZH: «Die Haare schützen vor Reibung und Krankheitserregern und sorgen dafür, dass die Haut im Schambereich nicht austrocknet.»
Wenn man die Haare auszupft oder rasiert, können Haare einwachsen und kleinste Verletzungen entstehen. Viren, Bakterien und Pilze können dann leichter in den Körper eindringen, zum Beispiel beim Sex. Das deckt sich mit Myriam Wyss’ Erfahrungen: «Frauen, welche die Bikinizone mit Auszupfen oder Rasieren enthaaren, haben häufiger Genitalwarzen und Dellwärzchen.» Das bestätigt eine Studie in der angesehenen Fachzeitschrift «British Medical Journal». Personen, die mehr als elf Mal pro Jahr alle Schamhaare entfernten – meist mit Nassrasierer oder einem Rasierapparat –, hatten doppelt so oft Geschlechtskrankheiten wie Leute, die ihre Haare natürlich beliessen. Mark Anliker empfiehlt, direkt nach dem Enthaaren auf Sex, Sport und enge Wäsche zu verzichten. «Nach etwa zwölf Stunden hat sich über den Mikroverletzungen Schorf gebildet.»
Wer in der Schamgegend Muttermale hat, sollte die Haare nicht rasieren oder ausreissen. Grund: Verletzte Muttermale können wuchern und bösartig werden. Auch Leute, die zu Ekzemen, Pilzen und Abszessen neigen oder Genitalwarzen haben, sollten die Haare höchstens kürzen und nicht ganz entfernen. Dies rät Mark Anliker auch Leuten mit schlecht eingestelltem Diabetes oder einer Immunschwäche sowie Patienten, die eine Chemotherapie machen. Denn sie sind anfälliger auf Verletzungen und Infektionen.