Snus ist eine Tabakmasse, in kleine Beutelchen verpackt. Man schiebt Snus zwischen das Zahnfleisch und die Oberlippe. Das Nikotin gelangt so über die Mundschleimhaut ins Blut. Der Verkauf ist in der Schweiz seit 1995 verboten. Jetzt will der Bundesrat Snus legalisieren. Zuvor hatte dies schon der Nationalrat verlangt. Denn Snus sei weniger schädlich als Zigaretten. Das schrieb SVP-Nationalrat Lukas Reimann in einem Vorstoss, den mehr als die Hälfte der Parlamentsmitglieder unterstützten.

Trotz des Verbots stieg der ­Import von Mund- und Schnupftabak in den letzten zehn Jahren von 37 auf 200 Tonnen. Das teilt die Eidgenössische Zollverwaltung mit. Der Mundtabak ist an Kiosken und im Internet pro­blemlos erhältlich. Der Grund: Die Verkäufer nützen eine Lücke im Gesetz aus. Das Verbot betrifft nur Tabak in Pulverform, aber nicht als lehmartige Masse. 

Suchtfachleute sind ­gegen die Legalisierung. Lungenarzt Otto Brändli, Präsident der Schweize­rischen Lungenstiftung, sagt: «Snus macht genauso süchtig und krank wie Zigaretten.» Der Mundtabak enthalte zum Beispiel Nitrosamine. Sie fördern Krebs in der Speiseröhre und in der Bauchspeicheldrüse. Das fand der italie­nische Krebsforscher Paolo Boffetta heraus. Seine Über­sichtsstudie erschien in der Fachzeitschrift «Lancet Oncology». Zudem er­höhe das Nikotin im Snus den Blutdruck, so Otto Brändli. 

Thomas Beutler von der ­Arbeitsgemeinschaft Tabakprä­ven­tion Schweiz befürchtet, dass das Legalisieren von Snus den ­Tabakkonsum erhöht. «Die Produzenten sprechen gezielt Kon­sumenten an, die nicht rauchen», sagt Beutler, «vor allem Kinder und Jugendliche.» In Norwegen hätten Snus-Hersteller Werbekampagnen speziell auf junge Frauen zugeschnitten, die sich zuvor nicht für Snus interessierten. 

Lungenarzt Brändli hält fest: «Snus ist weder zum Entzug von Zigaretten geeignet noch als ­Ersatzdroge für Orte mit Rauchverbot.» Als Hilfsmittel für den Rauchstopp empfiehlt Brändli Nikotinprodukte in Form von Kaugummis, Pflastern oder zum Inhalieren.

Snus-Hersteller Oettinger ­entgegnet, Snus sei viel weniger schädlich als Zigaretten. In Schweden habe sich der Mundtabak als Alternative zu Zigaretten positiv auf die Volksgesundheit ausgewirkt, der legale Snus-­Verkauf habe den Tabakkonsum nicht erhöht. Und die Firma ­British American Tobacco schreibt, ihre Snus-Produkte ­seien ausschliesslich für Erwachsene ­bestimmt, nicht für Kinder und Jugendliche.