Manuela und Francesco Giacomello aus Adliswil ZH verbringen ihre Ferien am liebsten auf Wanderwegen. Von Juni bis September sind sie immer wieder mehrere Tage am Stück unterwegs. «Wenn wir nach einer Woche zurückkommen, fühle ich mich jeweils, als ob wir einen Monat weggewesen wären», sagt Francesco Giacomello. «Auf mehrtägigen Wanderungen kann ich total abschalten.»
Giacomellos schönste Wanderung war bisher der Jakobsweg, der von Konstanz ins spanische Santiago de Compostela führt. Der lange Weg lässt sich gut in einzelne Etappen aufteilen. Giacomello gefiel der Abschnitt von Interlaken bis Freiburg besonders. «Der Thunersee, die alten Dörfer und Städte, die Landschaft – das war atemberaubend», schwärmt er.
In den Sommerferien ist eine mehrtägige Wanderung in der Schweiz besonders attraktiv: Wunderschöne Landschaften liegen praktisch vor der Haustüre. Das engmaschige Wanderwegnetz erleichtert die Routenplanung. Zudem gibt es in allen Regionen Unterkünfte in verschiedenen Preisklassen. Der Gesundheitstipp hat zehn besonders schöne Fernwanderungen zusammengestellt (siehe Übersicht im PDF).
«Es gibt nichts Besseres für Herz und Kreislauf»
Wandern ist nicht nur schön, sondern auch gesund. Sportarzt Walter O. Frey von der Universitätsklinik Balgrist Movemed in Zürich sagt: «Für das Herz-Kreislauf-System gibt es nichts Besseres.» Wichtig sei, mehrtägige Touren vorzubereiten. «Es lohnt sich, neue Wanderschuhe gut einzulaufen, um Blasen zu vermeiden», sagt Frey.
Wer eine lange Wanderung nicht wegen Blasen an den Füssen abbrechen will, sollte sich etwa einen Monat vorher vorbereiten. «Am besten geht man zwei- bis dreimal pro Woche etwa eine Stunde in den Wanderschuhen spazieren», empfiehlt Frey. «So gewöhnen sich Füsse und Schuhe aneinander und je nach Wetter kann man auch den Regen- und Sonnenschutz testen.»
Für den Fall, dass man beim Wandern trotzdem eine Blase bekommt, gibt es spezielle Blasenpflaster. Einstechen sollte man die Blase nur, wenn sie sehr stark gespannt ist. «Man desinfiziert die Stelle, sticht mit einer zuvor erhitzten Nadel ein kleines Loch und lässt die Blase auslaufen», erklärt Frey.
Auch ein Muskelkater kann eine mehrtägige Wanderung beschwerlich machen. Man müsse sie deshalb aber nicht abbrechen, sagt Frey. «Bewegung tut dem Muskelkater gut. Nach dem Einlaufen sollte es rasch besser gehen.» Er empfiehlt, dann die Route abzukürzen und steil bergab führende Wege zu meiden.
Beim Abwärtswandern sollten auch Leute mit Knie- oder Hüftproblemen vorsichtig sein. Es lohnt sich, vorgängig das Höhenprofil der Route zu studieren und bei abschüssigen Etappen in die Seilbahn oder ins Postauto zu steigen. Auch Wanderstöcke sind empfehlenswert. «Man kann damit die Beine entlasten, und bei kritischen Wegverhältnissen geben sie Sicherheit», erklärt Frey.
Wandern auf historischen Routen
Mehrtägige Wanderungen haben viele Vorteile. «Man hat keine Termine, keinen Stau, keinen Stress», sagt Francesco Giacomello. Vom Alltag bleibe nur, was im Rucksack Platz hat. Man erlebt Sonnenaufgänge und -untergänge, kann bis zum Abend und vielleicht auch mal in der Nacht wandern. «Ich fühle mich dann mit der Natur im Einklang», sagt Giacomello.
Einige der vorgestellten Wanderungen, etwa die Via Rhenana und der Appenzeller Weg, verlaufen auf historischen Spuren. «Man wandert auf einer Route, die eine Geschichte hat, auf der zum Beispiel früher bestimmte Sachen transportiert wurden», sagt Hanspeter Schneider vom Projekt «Kulturwege Schweiz». Das wecke Abenteuerlust und Fantasie: «Beim Wandern stelle ich mir zum Beispiel vor, wie die alten Berner den Salztransport auf der Via Salina organisiert haben.»
Tipps: Fernwanderung - Darauf sollten Sie achten
- Starten Sie mit einer leichten Wanderung von zwei bis drei Tagen.
- Wählen Sie Ihre Route sorgfältig aus. Auf www.wanderland.ch lassen sich Mehrtageswanderungen nach Region, Dauer und Kondition sortieren.
- Beachten Sie das Höhenprofil und legen Sie bei Knie- oder Hüftproblemen abschüssige Abschnitte mit Seilbahn oder Postauto zurück.
- Nehmen Sie Ersatzkleider, Proviant, Regen- und Sonnenschutz, Regenhülle für den Rucksack, Wanderkarte, Notfallapotheke und Handy mit. Weitere Tipps: Wandern.ch/de/wandern/vorbereitung
- Sparen Sie Gewicht: Waschen Sie die Wanderkleider am Abend aus. Packen Sie nur Musterpackungen ins Necessaire ein. Zudem: Dörrfrüchte statt frischer Früchte und eine 5-Deziliter-Wasserflasche, die Sie unterwegs nachfüllen.
- Prüfen Sie, ob Sie zwei oder drei Nächte im gleichen Hotel übernachten und mit Auto oder ÖV voraus- oder zurückfahren können. So brauchen Sie nur einen kleinen Rucksack.