Wegen der Corona-Pandemie mussten die Schweizer Spitäler und Arztpraxen alle Untersuchungen und Eingriffe ab­sagen, die nicht dringend nötig waren. Der Bundesrat wollte das  Personal und die Spitalbetten frei halten für Patienten mit dem ­Coronavirus. 

Auch Patienten, die dringend eine Behandlung brauchten, mussten warten – trotz leerer ­Spitalbetten. So wie die 72-jäh­rige Erika Höhn aus Hinwil ZH. Sie hatte eine faustgrosse Geschwulst an der Hüfte. Die Ärzte vermuteten, es könnte ein Tumor sein. 

Der Behandlungstermin stand schon fest: Am 24. März wollte ein Chirurg in Rapperswil SG Höhn operieren. Doch wenige Tage vorher blies der Chirurg den geplanten Eingriff ab. Er dürfe sie nicht mehr operieren (Gesundheitstipp 4/2020).

Die lange Wartezeit belastete Erika Höhn. Sie hatte Schmerzen beim Sitzen und Liegen. «Meine Angst wurde immer grösser», sagt sie. «Ich wusste nicht, wie es weitergehen soll.»

Ende April kam Erika Höhn dann doch noch unters Messer. Allerdings nicht in Rapperswil, sondern im Zürcher Universitätsspital. «Nach Ostern begleitete ich meinen Partner zu einer Untersuchung ins Universitätsspital», erinnert sie sich. «Ein Arzt bemerkte, dass ich nicht richtig sitzen konnte. Ich sagte ihm, dass ich Schmerzen habe wegen eines Tumors.» Der Arzt schaute sich die Stelle an und veranlasste sofort eine Untersuchung. Eine Woche später konnte sich Erika Höhn im Zürcher Universitätsspital operieren lassen. Dabei stellte sich heraus, dass die Geschwulst von ­einem grossen Lipom stammte, einer Ansammlung von Fett­gewebe unter der Haut.

Rückblickend ist Erika Höhn froh, dass der Rapperswiler Chi­rurg die Operation abgesagt hat. «Er wollte den Eingriff ambulant durchführen», erinnert sie sich. Die Ärzte im Universitätsspital hätten sie aber davor gewarnt. Das Risiko sei zu gross. Erika Höhn musste drei Tage im Spital bleiben. Jetzt freut sie sich, dass sie keine Schmerzen mehr hat. «Mir gehts blendend», sagt sie.