Das Wasser in seinem Hallenbad sei besonders angenehm auf der Haut, sagt Andreas Kräutl, Betriebsleiter des Sportzentrums Lenzerheide GR. Das hätten Kunden bestätigt. Zudem brenne das Wasser weniger in den Augen als in anderen Bädern. Denn er verwende nur wenig Chlor.
Der Grund: Das Sportzentrum hat ein Gerät der österreichischen Firma Grander installiert. Es soll das Wasser «beleben» und «spürbar weicher» machen. Laut dem Hersteller kann das Gerät spezielle «Informationen» auf Leitungswasser übertragen. Wie das funktionieren soll, gibt die Firma Grander nicht bekannt.
Doch Wissenschafter bezweifeln den Nutzen. Rainer Bunge, Professor an der Hochschule für Technik Rapperswil SG, sagt, die behauptete Wirkung des GranderWassers sei nicht nachvollziehbar und «aus technischer Sicht unseriös». Dass die Bademeister jetzt weniger Chlor verwenden, könnte laut Bunge daran liegen, dass sie zuvor zu viel Chlor ins Wasser gegeben hätten, um auf der sicheren Seite zu sein: «Die Bäder könnten die Überdosierung auch ohne Grander-Gerät zurücknehmen.»
Der Chemieprofessor Antonio Togni von der ETH Zürich findet die Werbeaussagen ebenfalls nicht einleuchtend. Die Idee, man könne Wasser beleben und mit Informationen versehen, hält er für «Unfug». Und Biologe Erich Eder von der Universität Wien schreibt in seinem «Wasserschwindel»-Blog, Grander-Wasser sei ein «wirkungsloses, pseudowissenschaftliches Produkt». Grander zog Eder für seine Kritik vor ein Gericht – dieses gab ihm jedoch recht.
Zürich: Keine Hinweise auf verändertes Wasser
Mehrmals untersuchten Forscher das Grander-Wasser, beispielsweise an der Fachhochschule Burgdorf BE und an der Universität Wien. Die Untersuchungen ergaben keine Hinweise, dass das Grander-Gerät das Wasser verändert. Auch die Stadt Zürich stellte nach einem Test in einem Schulschwimmbad fest, dass sich die Wasserqualität nicht verbesserte. Michel Meier, Bereichsleiter Technik und Sicherheit der Zürcher Schwimmbäder, sagt: «Unsere Bademeister brauchten gleich viel Chemie wie vorher.»
Dennoch glaubten rund 20 öffentliche Hallen- und Freibäder in der Deutschschweiz den Werbeversprechen und kauften eine Grander-Anlage. Zum Beispiel in Zug: Laut der Stadtregierung kostete die Anschaffung und die Installation im städtischen Hallenbad Herti rund 42500 Franken. Auch das Hotel Schweizerhof in Flims GR und zwei Migros-Fitnessparks in Luzern kauften solche Geräte.
Zur Kritik der Fachleute sagt Andreas Kräutl vom Sportzentrum Lenzerheide, das Lob der Gäste sei für ihn wichtiger als wissenschaftliche Studien. Der Mediensprecher der Migros-Genossenschaft Luzern sagt, seit der Anschaffung der Grander-Anlage sei der Verbrauch an Desinfektionsmitteln und der Aufwand für die Reinigung gesunken. Und Sandra Schmidt, die Direktorin des Hotels Schweizerhof in Flims, sagt, manche Dinge seien «wissenschaftlich noch nicht nachweisbar, aber sehr wohl spürbar».
Die Herstellerfirma Grander schreibt in einer Stellungnahme, Bäder mit einer Grander-Anlage würden «bedeutende Mengen» an Chlor einsparen. Zu den Zweifeln der Fachleute, dass Wasser Informationen aufnehmen, speichern und wiedergeben könne, sagt Grander: Diese seien «unverständlich».