Kunde «DarkoC» lobt auf Amazon.de das Reise-Nackenkissen der Marke Coipanion mit ­integrierter Tasche (siehe Bild) über den grünen Klee: «Das Material fühlt sich sehr angenehm an. Das Wichtigste aber ist: Mit diesem Nackenkissen lässt sichs gut schlafen. Mein Kopf kippte nie zur Seite.» 

«DarkoC» kennt das Nackenkissen nicht. Er hat die Bewertung frei erfunden. Dies zu Testzwecken: Er wollte für den K-Tipp herausfinden, ob jedermann jede beliebige Botschaft auf Amazon.de platzieren kann. Das Ergebnis zeigt: Bewertungen lassen sich mit wenig Aufwand fälschen. 

Das ist bedenklich, denn fast drei Viertel aller Kunden von Internetshops studieren die Bewertungen anderer Kunden, bevor sie einen Kaufentscheid treffen. Das zeigt eine Um­frage des Digitalverbands Bitkom aus Berlin. 

Günstigere Produkte für Bewertungen

Der K-Tipp-Redaktor hatte sich als sogenannter Produktetester bei der Firma AMZ Stars in München beworben. Um aufgenommen zu werden, genügte es, online ­einen Fragebogen mit Angaben zu Namen, E-Mail-Adresse und Produkteinteressen auszufüllen. 

Anschliessend schickte AMZ dem neuen Tester per Mail mehrere Angebote mit kostenlosen oder stark verbilligten Produkten. Für das Nackenkissen von Coipanion hätte er nur 14 statt 26 Euro zahlen müssen. Als Gegenleistung verlangte AMZ vom Tester, auf Amazon.de Rezensionen zu diesen Produkten zu veröffentlichen. Dazu bekam er per Mail Links zugesandt. Diese führten jeweils zur Beurteilungsseite.

Dort verfasste «DarkoC» mehrere Jubelbewertungen – ohne die Produkte je in Händen gehalten zu haben. Sie wurden ausnahmslos veröffentlicht – wenn auch ohne den kleinen Hinweis «verifizierter Kauf». Er  erscheint nur, wenn der Bewerter das Produkt tatsächlich gekauft hat. AMZ schreibt dazu, gefälschte Bewertungen lägen in der Verantwortung von Amazon. Der Internethändler beantwortete die Fragen des K-Tipp nicht.

Auch bei Digitec, Galaxus, Veloplus und Venova konnte der K-Tipp Produkte bewerten, ohne sie gekauft zu haben. Es genügt, ein Konto zu eröffnen. Danach lassen sich beliebige Produkte beurteilen. Die Lobeshymnen wurden bei Galaxus ohne Kontrolle sofort veröffentlicht. 

Galaxus sagt, man ­weise aus, ob ein Bewerter das Produkt gekauft habe oder nicht. Dies könne den Lesern einen «Hinweis auf die Glaubwürdigkeit der Bewertung» geben.