Brandblasen auf der Haut durch neues Kleidungsstück
Eine halbe Stunde lag Verena Fitze auf ihrem Gilet – dann hatte sie rote Blasen am Arm. Ein saldo-Labortest zeigt: Das Gilet enthielt eine giftige Substanz.
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saldo 01/2008
22.01.2008
Daniela Schneider
Verena Fitze Eugster trug das neu gekaufte schwarze Gilet von Charles Vögele, als sie auf dem Sofa einschlief. Eine halbe Stunde später wachte sie auf – und erschrak, als sie ihren Unterarm sah: «Ich hatte kleine Bläschen, die zum Teil bereits aufgeplatzt waren. Es tat weh wie bei einer Verbrennung.»
Der Arm hatte während des Nickerchens dicht am Körper gelegen, in direktem Kontakt mit dem Gilet. «Diese Hautrea...
Verena Fitze Eugster trug das neu gekaufte schwarze Gilet von Charles Vögele, als sie auf dem Sofa einschlief. Eine halbe Stunde später wachte sie auf – und erschrak, als sie ihren Unterarm sah: «Ich hatte kleine Bläschen, die zum Teil bereits aufgeplatzt waren. Es tat weh wie bei einer Verbrennung.»
Der Arm hatte während des Nickerchens dicht am Körper gelegen, in direktem Kontakt mit dem Gilet. «Diese Hautreaktion könnte durch eine Chemikalie im Gilet ausgelöst worden sein», vermutete sie deshalb gegenüber saldo.
Gefundener Stoff reizt Augen, Haut und Schleimhäute
saldo liess für die Leserin das Gilet in einem Textillabor analysieren. Der Befund: Im Stoff hatte es unter anderem 4-Diethylaminoacetinilid. Aminoacetanilide werden bei der Herstellung von Farben eingesetzt. Und: Sie reizen Haut, Augen und Schleimhäute. Deshalb tauchen sie auf in der Liste gefährlicher Stoffe im «Europäischen Verzeichnis der auf dem Markt vorhandenen Stoffe».
Beat Brüschweiler vom Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Es wäre durchaus plausibel, dass die beobachteten Hautreaktionen durch diese Substanz verursacht worden sind.»
Die Firma Charles Vögele bestreitet, dass die Hautreizungen vom Gilet stammen. Die Substanz 4-Diethylaminoacetinilid käme in der Textilproduktion nicht vor, schreibt Firmensprecher Renzo Radice. Die Firma liess zwar sofort ein Gilet aus der gleichen Produktion ebenfalls auf die Substanz analysieren. Das Resultat liegt saldo jedoch nicht vor.
Pestizide belasten die Textilien zusätzlich
Hersteller behandeln nahezu alle Kleidungsstücke mit Chemie, teilweise mit hunderten von verschiedenen Substanzen:
- für strahlende Fasern
- für haltbare und gut riechende Farben
- gegen Bakterien und Schimmelpilze.
Zudem wird die Baumwolle bereits am Strauch mit Pestiziden besprüht – bis 25 Mal pro Ernte. Das Verarbeiten der Baumwolle reduziert zwar die Schadstoffe, entfernt sie aber nicht vollständig.
Oft sind die eingesetzten Substanzen giftig. Experten haben vor allem Azofarbstoffe im Auge. Brüschweiler vom BAG: «Von einigen Azofarbstoffen ist bekannt, dass sie Krebs verursachen und Allergien auslösen können.»
Die Farbe Schwarz – wie das Gilet von Verena Fitze Eugster – ist besonders problematisch. Denn sie ist ein Gemisch aus vielen Farben. Gefährdet sind besonders Hautstellen, an denen die gefärbten Textilien eng an der Haut liegen und man stärker schwitzt.
Tipps zum Kleiderkauf
Waschen Sie neue Kleidungsstücke unbedingt mehrere Male, bevor Sie sie tragen.
Als Faustregel gilt:
- Alles, was beim Waschen stark abfärbt, kann auch beim Schwitzen Farbe an die Haut abgeben.
- Tragen Sie direkt auf der Haut weisse, ungefärbte oder pastellfarbene Kleider. Sie enthalten weniger Farbstoffe.
- Kaufen Sie keine Kleidung, die den Hinweis «separat waschen» oder «Farbe blutet aus» trägt. Echt gefärbte Stücke erkennen Sie am Pflegesymbol für 60-Grad-Wäsche.
- Lassen Sie chemisch gereinigte Textilien mindestens einen Tag auslüften.