Bei einem Ärztekongress in einem Berliner Luxushotel stellte der Psychologe und Forscher Gerd Gigerenzer etwas Schockierendes fest: Fast die Hälfte der 160 versammelten Frauenärzte war nicht in der Lage, die Röntgenaufnahme einer weiblichen Brust korrekt zu ­interpretieren. Sie schätzten das Krebsrisiko der so untersuchten Frauen viel zu hoch ein. Diese Ärzte verursachen laut Gigerenzer bei vielen ­Patientinnen «unnötige Angst und Panik».

Verständlich deshalb, warum der grosse ­deutsche Lyriker Robert Gernhardt schon vor Jahren dichtete: «Mensch, halt dich fern vom Krankenhaus!» Der nun von Regina Oehler ­herausgegebene Band ­«Gesundheit neu denken» versammelt ­Texte von rund 30 Autorinnen und Autoren. Von Robert Gernhardt sind vier Beiträge enthalten.

Und der Arzt Klaus Dörner räumt auf mit der Illusion, Gesundheit könne man bewusst herstellen: «Wir müssen uns so­wieso dauernd mit irgendwelchen Krankheiten oder Behinderungen auseinandersetzen.» Deshalb bleibe den Menschen nur, «mit unseren Krankheiten ­leben zu lernen». 

Der an Migräne und Magenproblemen leidende Philosoph Friedrich Nietzsche – auch von ihm sind Texte zu lesen –, wäre mit ­Dörner ­sicher einverstanden gewesen. Denn er war überzeugt: «Wer oft krank ist, hat einen viel grösseren Genuss am Gesundsein.»

empfehlenswert

Regina Oehler (Hrsg.): «Gesundheit neu ­denken», ca. Fr. 28.–, Beltz Verlag