Von früh bis spät schuftete Pavinder Singh in einem Restaurant. Als er seinen Job ­verlor, schluckte er Backofen­reiniger, um sich das Leben zu nehmen. Das Putzmittel frass ein Loch in seine Luftröhre und löste die Speiseröhre auf. Pavinder Singhs Leben hing nur noch an einem dünnen Faden. In ­diesem Moment entschieden sich die Ärzte zu einem ris­kanten Experiment: Im Labor bildeten sie aus Schweinedarm eine neue Luftröhre. Und mit ­einem Stück Dickdarm ersetzten sie die ­verätzte Speiseröhre.

In seinem neuen Buch beschreibt der deutsche Medizinjournalist Bernhard Albrecht neun Fälle von Patienten, deren Heilung paktisch aussichtslos erschien. Um sie zu retten, entschlossen sich die Ärzte, neue Behandlungen auszupro­bieren. Diese Ärzte haben sich selbst übertroffen, so Albrecht, und «Meilensteine der Medizin» ­geschaffen.

Doch der Autor verschweigt nicht, dass manche Patienten letztlich kaum von den spekta­kulären Erfolgen der Ärzte profitierten. Die ­Chirurgen konnten zwar Pavinder Singhs Luftröhre und seine Speiseröhre reparieren, doch ­seine Verzweiflung blieb. Zwei Jahre später machte Singh einen zweiten Selbstmordversuch. Er warf sich vor einen Zug, und dieses Mal ­gelang das Vorhaben – Singh starb.

empfehlenswert

Bernhard Albrecht: «Patient meines Lebens», ca. Fr. 32.–, Droemer Verlag