Muskelschwund, Knochenabbau, Organschäden oder Depressionen: Dies sind laut dem deutschen Gehirnforscher und Medizinprofessor Achim Peters häufige Nebenwirkungen von Diäten. Wer abnehmen will, nimmt Risiken in Kauf, die so schädlich sein können wie Rauchen oder übermässiges Trinken.
Zu diesem Schluss kommt Peters nach der Auswertung von insgesamt 12 000 Studien zu Diäten und Übergewicht. Der Autor macht vor allem einen Verursacher für das Dicksein aus – den Stress.
Bei Stress schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus, das dämpfend auf das Gehirn wirkt. Zugleich signalisiert Stress dem Gehirn einen erhöhten Nahrungsbedarf. So verschafft sich der Körper mehr Energie. Die Folge: Man wird widerstandsfähiger. Dickere Menschen leben laut Peters gesünder und länger als Spindeldürre.
Verweigern gestresste Menschen dem Gehirn bei einer Diät über längere Zeit die Energie, ist ihr Körper gezwungen, Gewebe abzubauen. Es kann zu den genannten Nebenwirkungen kommen. Für Peters ist klar: Pfunde verliert man, indem man Stress abbaut. Der Gehirnforscher liefert dazu hilfreiche Tipps. Weiter geben Fragebögen Aufschluss über das Essverhalten und das Risiko, dick zu werden. Nach der Lektüre wird man auf eine Diät verzichten.
Achim Peters, «Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben», C. Bertelsmann, ca. Fr. 28.50
Weitere Infos zum Thema:
«Diätbücher: Die meisten nützen nichts» («Gesundheitstipp», Ausgabe 3/13)
Buchtipps
Reise durch die Welt des Körpers
Der britische Wissenschaftsautor Brian Clegg ist bekannt dafür, komplexe Sachverhalte einfach und witzig darzustellen. Auch in diesem Buch schildert er Erkenntnisse der Medizin in spannenden Anekdoten. So führt er aus, was im Kopf geschieht, wenn man Entscheidungen trifft. Oder er erklärt, dass eine blasse Haut von Vorteil ist, um Vitamin D aus der Sonnenstrahlung abzufangen. Oder dass der Blinddarm der Ort ist, wo sich Bakterien zur Erholung zurückziehen. Das Buch punktet zudem mit verblüffenden Experimenten, die der Leser selbst durchführen kann, um naturwissenschaftliche Vorgänge zu verstehen.
Brian Clegg, «Die Vermessung des Körpers», Hanser, ca. Fr. 28.–
Nutzen und Risiken des Internets
Die Autoren nehmen ihre Leser mit auf einen Streifzug durch die Welt des Internets. Dabei stellen sie bei kontroversen Themen wie Privatsphäre oder Urheberrecht stets die Argumente von Internetbefürwortern jenen von Skeptikern gegenüber. Sie zeigen etwa auf, dass Surfer auf Facebook und Co. zwar private Daten preisgeben, aber auch Neuigkeiten und Kontakte dafür bekommen. Die Vorgehensweise, Pro und Kontra aufzufächern, ohne selbst Position zu beziehen, ist zugleich Stärke und Schwäche des Buches: Die Leser erhalten einen guten Überblick, aber keine klaren Antworten.
Kathrin Passig, Sascha Lobo, «Internet – Segen oder Fluch», Rowohlt, ca. Fr. 29.–
Klare Regeln für den freien Markt
Die Marktwirtschaft ist von Krisen geschüttelt. Für den emeritierten Schweizer Wirtschaftsprofessor Walter Wittmann ist dies auf das Versagen der Politik zurückzuführen. Er fordert von den Politikern, die Finanzindustrie endlich an die Kandare zu nehmen. Weiter regt er den Umbau des Wohlfahrtsstaates zum «echten Sozialstaat» an. Dazu will er die Sozialversicherungen verselbständigen, die sich seiner Ansicht nach nur durch Beiträge der Versicherten finanzieren sollten. Wittmann führt viele Belege aus der Geschichte an. Doch geht er nicht immer wirklich in die Tiefe.
Walter Wittmann, «Soziale Marktwirtschaft statt Wohlfahrtsstaat», Orell Füssli, ca. Fr. 27.–