Fast jede Nacht schläft der 38-jährige Mann im Wald – bei jedem Wetter. Denn er ­verträgt die Strahlung in Wohnhäusern nicht. Elektrosmog verursacht bei ihm Schmerzen, Nervosität und Ausschläge. In ihrem neuen Buch gibt die Philosophin Ursula Niggli Betroffenen wie dem 38-Jährigen eine Stimme. Kritisch geht sie mit den Behörden ins Gericht: Ihnen wirft sie vor, die Mobilfunk-Industrie zu unterstützen, statt elektrosensible Menschen zu ­schützen.

Die Porträts der Betroffenen berühren und sind spannend. Weniger überzeugen Nigglis unwissenschaftliche Therapievorschläge wie das «Ausleiten von Energiestaus». Zudem versteigt sich die Autorin immer wieder in abenteuerliche Spekulationen. So schreibt sie, der frühere Swisscom-Chef Carsten Schloter habe sich möglicherweise das Leben genommen, weil er Elektrosmog nicht vertragen habe. Dafür gibt es nicht die geringsten Beweise. Noch mehr irritiert, dass sie die Verschwörungstheorie über die sogenannten «Chemtrails» als Tatsache darstellt. Diese angeblichen Giftwolken am Himmel würden Beschwerden verstärken, schreibt Niggli.

Mit solchen Behauptungen erweist die Au­torin den Elektrosensiblen einen Bärendienst. Denn esoterische Theorien helfen kaum, das ­Verständnis für die Betroffenen zu vergrössern.

Bedingt empfehlenswert

Ursula Niggli: «Land im Strahlenmeer», Omnino-Verlag, ca. Fr. 40.–