Das Bundesamt für Landwirtschaft lancierte im Juni zwei staatliche Labels: eines für «Schweizer Alpprodukte» und eines für «Schweizer Bergprodukte». Sie sollen helfen, dass sich Produkte aus Berggebieten besser verkaufen. Die Entwicklung der Labels kostete den Steuerzahler laut dem Bundesamt 72 000 Franken. 

Das Geld hätte man sich sparen können: In den Läden sind die Labels nämlich nie angekommen. «Die Migros setzt seit zehn Jahren auf ihre eigene Marke ‹Heidi›», sagt Sprecherin Monika Weibel: «Es braucht ­keine staatlichen Labels.» Coop verwendet seit sieben Jahren das Label «Pro Montagna». Sprecher Ramon Gander: «Unsere Anforderungen gehen weiter, als es die staatliche Verordnung vorgibt. Bei uns muss auch die Verarbeitung in der Bergzone erfolgen.» Auch bei Spar und beim Käsevermarkter Swissmilk winkt man ab. Sprecher Martin Rüegsegger sagt: «Unser Label ‹Alpkäse› ist seit über zehn Jahren bestens am Markt positioniert.» 

­Patrik Aebi, Leiter Absatzförderung im Bundesamt für Landwirtschaft, kümmert das wenig: «Es fehlte eine gemeinsame visuelle Identität der Produkte aus dem Berg- und Alp­gebiet. Die Bundes-Labels sollen den Konsumenten die Auswahl beim Einkauf erleichtern.» Auch wenn es nicht genutzt wird? Aebi: «Die Verwendung ist freiwillig und gratis.» 

Erstaunlich: Zu den Berg- und Alpgebieten gehören laut der staatlichen Label-Verordnung auch Gemeinden wie Richterswil ZH, Egg ZH, Neuenhof AG, Oensingen SO, Köniz BE, Triengen LU oder Baar ZG. Grund: Bei der Zertifizierung kommt es nicht nur auf die Höhe in Metern an, sondern auch auf die lokale Topografie. Sprich: Ein Hügel im Dorf genügt. Ebenso locker reglementiert ist die Verarbeitung der Produkte: Rohmilch und -rahm dürfen im Tal verarbeitet werden und Lagerung und Reifung des Käses können überall im Land erfolgen.