Es kratzt im Auge, als wär ein Sandkorn drin. Oder man kann die Augen kaum öffnen, weil das Licht zu grell ist. Oder dann muss man sie dauernd reiben. Die Ursache: Der Tränenfilm, der sie vor Umwelteinflüssen schützt, ist zerstört – die Folge sind trockene Augen. «Dieses Problem kommt oft vor», sagt der Basler Arzt Urspeter Masche. Häufig seien ältere Frauen betroffen. Auslöser der Beschwerden sind oft Räume mit niedriger Luftfeuchtigkeit oder zu seltenes Blinzeln am Computer. Auch angeborene Augenkrankheiten können die Produktion der Tränenflüssigkeit beeinträchtigen.
Wer nichts unternimmt, riskiert langfristig, dass die Hornhaut Schaden nimmt, was das Sehen beeinträchtigen könnte. Masche hat kürzlich im Fachblatt «Pharma-Kritik» die Therapien auf den Prüfstand gestellt. Mittel der ersten Wahl: Störfaktoren eliminieren, also die Raumluft befeuchten oder mehr Pausen am Computer einschalten. Parallel dazu seien Tränenersatzmittel «eine probate Behandlung», so Urspeter Masche.
Am besten Tropfen ohne Konservierungsmittel
Tränenersatzmittel bilden einen Film über die Augen. So trocknet die Augenoberfläche nicht aus. Tränenersatzmittel enthalten je nach Präparat unterschiedliche Wirkstoffe. Polyvinylalkohole, Povidon oder Zellulose machen dünnflüssige Tropfen, Carbomer oder Hyaluronsäure eher dickflüssige.
Vor zwei Jahren belegte der Forscher Michael Doughty von der Caledonian-Universität in Glasgow (GB) in einer Übersichtsstudie, dass das regelmässige Anwenden eines Tränenersatzmittels wirkt. Es kann die Zeit immerhin von 5 auf 6 Sekunden verlängern, bis der geschlossene Augenfilm an einer Stelle wieder aufreisst. Es ist allerdings unklar, wie gesundheitlich relevant dieser Befund ist. Doch gute Studien, welches der beste Wirkstoff ist, fehlen. Zwei Studien konnten nicht feststellen, ob ein Wirkstoff günstiger ist als ein anderer.
Für Masche ist klar: Bei leichten Symptomen sollte man die Augen zuerst mit dünnflüssigeren Tropfen behandeln, zum Beispiel mit Siccaprotect, Protagent, Celluvisc oder Optava. Wenn die Beschwerden nicht bessern, kann man nachts eine Salbe einsetzen.
Masche empfiehlt Präparate ohne Konservierungsstoffe, «weil sie Reizungen und Allergien hervorrufen können». Tropfenpräparate ohne Konservierungsmittel sind etwa Celluvisc, Optava und Fluidose. Bei ihnen handelt es sich um Einzeldosen. Wiederverschliessbare Fläschchen enthalten in der Regel Konservierungsmittel.
Nützt Tränenersatz nicht: Ab zum Augenarzt
Oft reicht diese Behandlung aus, um die Beschwerden zu lindern oder gar zum Verschwinden zu bringen. Wenn die Augen trocken bleiben, sollte man jedoch zum Arzt. Denn es könnte auch eine Entzündung sein. Augenarzt Frank Klinkenberg aus Sursee LU setzt dann Tropfen ein, die das Auge desinfizieren. Wirkstoff: Bibrocathol. Haben Bakterien die Entzündung ausgelöst, verschreibt er Tropfen mit dem Antibiotikum Fusidinsäure.
Klinkenberg verwendet zudem Fischöl-Präparate mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Omega-3. Auch Arzt Masche sagt, solche Produkte könnten «eventuell hilfreich» sein. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sie bei brennenden und tränenden Augen wirken.
Gegen schwere Trockenheit der Augen setzen Ärzte auch winzige Stöpsel aus Silikon oder Kollagen ein. Sie verschliessen den Abflusskanal der Tränenflüssigkeit, sodass Tränen und Augentropfen länger am Auge bleiben. Das könne die Beschwerden lindern, so Urspeter Masche, auch wenn es dazu zu wenige gute Studien gebe. Augenarzt Klinkenberg nutzt diese Methode in seiner Praxis regelmässig: «Mit durchwegs gutem Erfolg.»
Das hilft Ihnen bei trockenen Augen:
- Machen Sie am Computer öfter mal eine Pause.
- Befeuchten Sie die Raumluft.
- Trinken Sie täglich 1 bis 2 Liter Wasser oder Tee.
- Meiden Sie Zigarettenrauch.
- Lüften Sie mehrmals am Tag.
- Meiden Sie Zugluft.
- Tragen Sie im Hallenbad eine Schwimmbrille.
- Wechseln Sie das Pflegemittel der Kontaktlinsen.
- Wechseln Sie von weichen zu harten Kontaktlinsen.