Die jährliche Infusion gegen brüchige Knochen
Statt regelmässig Tabletten zu schlucken, können Patienten mit Knochenschwund sich an den Tropf hängen lassen – und das nur einmal im Jahr. Doch die neue Therapie ist teuer und hat Nebenwirkungen.
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Gesundheitstipp 01/2008
22.01.2008
Ines Vogel
Viele Menschen mit Osteoporose müssen regelmässig Tabletten mit Bisphosphonaten schlucken. Doch neu gibt es ein Bisphosphonat, das als Infusion direkt in die Vene läuft – und das nur einmal im Jahr: Aclasta. Seit Dezember zahlen die Krankenkassen die Infusion.
Hersteller Novartis wirbt damit, dass es mit der jährlichen Infusion für Patienten viel leichter sei, die Therapie durchzuhalten. Denn Bisphosphonat-Tabletten schluc...
Viele Menschen mit Osteoporose müssen regelmässig Tabletten mit Bisphosphonaten schlucken. Doch neu gibt es ein Bisphosphonat, das als Infusion direkt in die Vene läuft – und das nur einmal im Jahr: Aclasta. Seit Dezember zahlen die Krankenkassen die Infusion.
Hersteller Novartis wirbt damit, dass es mit der jährlichen Infusion für Patienten viel leichter sei, die Therapie durchzuhalten. Denn Bisphosphonat-Tabletten schlucken ist mühsam: Weil der Wirkstoff sauer ist, müssen Patienten darauf achten, dass die Tablette nach der Einnahme nicht in der Speiseröhre kleben bleibt oder wieder hochsteigt. Das heisst, Patientinnen sollten nach der Einnahme viel Wasser trinken und eine Stunde nicht liegen. Sonst kann sich die Speiseröhre entzünden.
Die Infusion hat aber ihren Preis: Sie kostet fast 700 Franken. Novartis-Sprecher Urs Bigler rechtfertigt die Kosten mit dem Forschungsaufwand für eine «absolute Innovation». Zum Vergleich: Für die Behandlung mit dem ebenso wirkungsvollen Mittel Alendronat Sandoz (Wochentabletten) zahlt man nur gut die Hälfte.
Grippegefühl, Fieber und Risiko für Nierenprobleme
Für den Grossteil der Patienten sei es auch kein Problem, Tabletten regelmässig zu schlucken, sagt Osteoporose-Spezialist Fritz Horber aus Winterthur ZH: «Bei guter Motivation halten die meisten durch.»
Zudem hat auch Aclasta Nachteile: Viele Patienten fühlen sich nach der Infusion krank wie bei einer Grippe und bekommen Fieber. Novartis-Sprecher Bigler sagt dazu: «Die Nebenwirkungen lassen sich in Kauf nehmen.» Denn das Mittel würde gut wirken.
Die unabhängige Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» warnt vor anderen Risiken von Aclasta. Bei einigen Krebspatienten, die mit demselben Wirkstoff behandelt wurden, starben Teile des Kieferknochens ab. Ausserdem steht der Wirkstoff im Verdacht, die Nieren zu schädigen.
Osteoporose- und Rheumaspezialist Daniel Uebelhart vom Zürcher Universitätsspital sieht die Jahres-Infusion deshalb nur als Reserve-Therapie: «Ich gebe Patienten Aclasta nur, wenn sie zum Beispiel Krankheiten der Speiseröhre haben und deswegen die Tabletten nicht schlucken können oder wollen.»