Man kommt sich vor wie in einem alten Science-Fiction-Film: Überall leuchten Monitore und blinken Lämpchen an Schaltpulten. Alarmsirenen und unverständliche Lautsprecherdurchsagen durchbrechen die Stille. Der Alarm ist nur ein Test; alles scheint normal zu funktionieren im AKW Gundremmingen in Bayern. Der deutsche Regisseur Volker Sattel besuchte für seine Dokumentation «Unter Kontrolle» aktive und stillgelegte Atomkraftwerke in Deutschland sowie die österreichische Bauruine Zwentendorf. Dabei entstanden ästhetisch beeindruckende, teils auch beklemmende Aufnahmen.
Der Film verzichtet auf einen Kommentar. Auf den ersten Blick scheint Volker Sattel mit seiner sachlichen Darstellung in der Atomdiskussion keine Stellung zu beziehen. Doch er bringt seine Kritik an, wenn auch subtil: So streicht ein AKW-Betreiber die Sicherheit seiner Anlage heraus. In der nächsten Einstellung wohnt man als Zuschauer einer Sitzung bei, in der die Bereichsleiter die zahlreichen Fehlfunktionen der letzten Woche aufzählen.
Die AKW erscheinen in dieser Dokumentation als graue, kalte Kolosse. Sie wirken bedrohlich und fehl am Platz: Ob mit ständig rauchendem Schlot im Hintergrund einer Wohnhaussiedlung oder mitten in einer idyllischen Landschaft. Volker Sattel spielt optisch mit solchen Kontrasten. Darunter fallen auch die arbeitenden Männer in den Anlagen – als menschliche Teile in einer riesigen Maschinerie.
«Unter Kontrolle» zeigt die AKW als sterbenden Industriezweig. Nirgendwo wird dies deutlicher als beim Beispiel der Anlage in Kalkar am Niederrhein. Das Gelände dient inzwischen als Jahrmarkt. Statt Dampfwolken findet im Kühlturm etwas viel Sinnvolleres Platz: Ein Kettenkarussell für Kinder.
TV-Tipps
Chemie in der Traube
Mitte des 19. Jahrhunderts schien Europas Rebbau am Ende zu sein: Aus Amerika eingeführte Schädlinge vernichteten die Pflanzen. Seither gehören Schädlingsbekämpfungsmittel zum Rebbau. Diese Sendung zeigt, wie die Weinkultur wieder ohne chemische Zusätze wachsen kann.
«Wein – eine Wissenschaft für sich», Arte, Fr, 25.11., 21.45 Uhr
Naturheilmittel von Hildegard
Mit Esoterik und wachsendem Gesundheitsbewusstsein lässt sich die mittelalterliche Klosterfrau Hildegard von Bingen (1098 – 1179) gut vermarkten. Die Vorstellungen haben jedoch nichts mit ihrem dokumentierten Leben zu tun. Der Film geht der Frage nach, was die historische Hildegard der Nachwelt tatsächlich hinterlassen hat.
«Sternstunde Religion», SF 1, So, 4.12., 10.30 Uhr
Der Durchbruch des iPod
Steve Jobs gehörte zu den ersten, die begriffen hatten, wie sich das Musikbusiness nach dem Ende der CD entwickeln würde: Auf das Minigerät iPod passen die Songs eines ganzen Lebens. Der Film dokumentiert den Weg, den Steve Jobs gegangen ist, bis er seine bahnbrechende Erfindung auf den Markt bringen konnte.
«Die iPod-Revolution», 3 Sat, Mi, 30.11., 21.30 Uhr
Fall Klatten im Doku-Krimi
Der Schweizer Helg Sgarbi wurde in München zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil er die reichste Frau Deutschlands, Susanne Klatten, verführt und erpresst hatte. Filmemacher Aldo Gugolz und Journalist Romeo Regenass decken auf, wie der Sexerpresser den Coup eingefädelt hatte und was dahintersteckte.
«Spaghetti, Sex und Videos», SF 1, Do, 1.12., 20.05 Uhr
Radio-Tipps
Gefangen im Strudel der Zeit
Der Alltag ist schnell geworden: Frühmorgens die Börsennotierungen aus Asien, dazu die Nachrichten am Radio und auf dem Smartphone die Mails von der Nacht. Der Münchner Zeitforscher Karlheinz Geissler beschäftigt sich in seinen Büchern wie «Wart mal schnell» mit dem «Strudel der Zeitverdichtung».
«Musik für einen Gast», DRS 2, So, 27.11., 12.40 Uhr
Perspektiven im hohen Alter
Am Lebensabend ist die Vergangenheit gross, die Zukunft klein: Wie verändert sich die Sicht auf das Leben? Welche Rolle spielen spirituelle Erfahrungen bei Menschen im hohen Alter, zum Beispiel wenn sie unter Demenz leiden? In dieser Sendung diskutieren der Theologie-Professor Ralph Kunz, Brigitte Bothe, Professorin für Gerontopsychologie sowie der ehemalige Zürcher Stadtarzt Albert Wettstein.
«Perspektiven», DRS 2, So, 4.12., 8.30 Uhr
