Auf der Zutatenliste des Brotaufstrichs Argeta ist unter anderem vermerkt: «gekochtes Hühnerseparatorenfleisch». Was ist damit gemeint? Der K-Tipp fragte Kundinnen und Kunden vor Coop- und Migros-Filialen. Die meisten waren ratlos – auch das Verkaufspersonal. «Kann man das überhaupt essen?», fragte eine Kundin.
Des Rätsels Lösung: Bei Separatorenfleisch handelt es sich um Schlachtreste, die maschinell von Knochen getrennt werden. Diese werden, samt Rückständen, zuerst zerkleinert und gegen ein Sieb gepresst. Dann werden die Reste – Sehnen und Bindegewebe und damit die eigentlichen Schlachtabfälle – mit Hochdruckluft durch das Sieb geblasen und so von den Knochen gelöst. Oder gefrorene Knochen werden gekocht, anschliessend wird das Fleisch maschinell abgeschabt. In beiden Fällen entsteht ein Brei.
Separatorenfleisch muss deklariert sein
Separatorenfleisch lässt sich am Geschmack oder von blossem Auge nicht erkennen. Konsumenten können sich nur an der Zutatenliste auf der Verpackung orientieren. Dort muss Separatorenfleisch deklariert sein – inklusive die Tierart, aus der es hergestellt wurde. So sieht es die Verordnung über Lebensmittel tierischer Herkunft vor.
Die Fleischindustrie fabriziert Separatorenfleisch vor allem aus Schlachtabfällen von Hühnern, Schweinen und Truthähnen. Verboten ist hingegen, Rückstände an Knochen von Rindern, Schafen oder Ziegen zu verwenden. Grund: die Gefahr der Ansteckung mit Rinderwahnsinn beziehungsweise der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Eine Stichprobe des K-Tipp zeigt: Produkte fast aller grossen Detailhändler enthalten Separatorenfleisch. Beispiele:
Würste «Frankfurt originals» der Marke Nobre bei Coop. Sie enthalten Fleischreste von Hühnern, Truthähnen und Schweinen.
Bei Coop, Denner, Migros und Spar enthält der Geflügel-Brotaufstrich von Argeta 29 Prozent Separatorenfleisch von Hühnern.
Teurer als normale Fleischprodukte
Übrigens: Sowohl die Nobre-Würste als auch der Geflügel-Brotaufstrich sind teurer als vergleichbare Produkte ohne Separatorenfleisch in den gleichen Läden. Bei der Migros zum Beispiel kostet der Brotaufstrich Argeta Fr. 1.84 pro 100 Gramm, die Creme «Sandwich» mit Pouletleber dagegen nur Fr. 1.55. Zum höheren Preis des Argeta-Aufstrichs sagt die Migros, dabei handle es sich um ein Markenprodukt.
Bei Coop kosten die Nobre-Würste mit Separatorenfleisch gar mehr als doppelt so viel wie die teuersten Brühwürste. Coop erklärt den Aufpreis so: «Die Preisdifferenzen ergeben sich durch die Zollgebühren.»
Pikant: Die Fleischindustrie streckt ihre Produkte zuweilen mit Separatorenfleisch, ohne dies korrekt zu deklarieren. So fand die Aargauer Lebensmittelkontrolle gemäss ihrem letzten Jahresbericht Kebab-Spiesse, die mit solchen Schlachtresten «gepanscht» waren. Statt wie angegeben 95 Prozent Rindfleisch und 5 Prozent Poulet-Separatorenfleisch enthielt die türkische Spezialität in zwei Fällen mehr als 50 Prozent Separatorenfleisch.