Einen BH zu kaufen, macht Ruth Weber (Name geändert) schon lange keine Freude mehr. Die 67-Jährige hat Körbchengrösse Doppel-D und unter der Brust einen Körperumfang von 85 cm. Sie sagt: «Ich finde einfach keinen BH, der richtig sitzt und bequem ist.» Die Modelle schneiden am Rücken ein oder drücken auf die Schultern. «Das tut richtig weh», so Weber.
Mit ihrem Problem ist sie nicht allein. Oberärztin Elisabeth A. Kappos, Fachärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie am Universitätsspital Basel, sagt: «Das hören wir von den Patientinnen immer wieder.» Brüste würden sich mit dem Alter verändern. So wachse der Busen nach der Menopause nochmals. Zudem dehne sich das Bindegewebe über die Jahre, die Brüste hängen tiefer. «Das kann zusätzliche Beschwerden verursachen», sagt Kappos. «Viele Frauen tragen dann eher zu kleine BHs.»
Druckstellen: Pudern ist besser als polstern
Manche Frauen versuchen, die Druckstellen zu polstern. Das könne zu weiteren Problemen führen. Kappos: «Erst juckt es, dann rötet sich die Stelle und der Bereich kann sich entzünden.» Besser sei, die Stellen zu pudern. Patientinnen berichten zudem häufig von Nacken- oder Schulterschmerzen. «Das Gewicht der grossen Brüste zieht nach unten», so die Ärztin. Das führe zu Fehlhaltungen und Verspannungen. Und: «Die Schmerzen können in Nacken, Kopf und Arme ausstrahlen.»
Abhilfe schafft ein BH, der gut stützt. Karin Sollberger arbeitet in einem Fachgeschäft für Medizinprodukte in Köniz BE. Sie weiss: «Der BH muss an den richtigen Stellen stützen – unter der Brust und an der Seite.» Dort müsse das Material fest und doch leicht dehnbar sein. Ideal sind Mikrofaser oder ein Gemisch aus Mikrofaser, Baumwolle und Elasthan.
Ein BH mit Metallbügeln stütze dann gut, wenn er perfekt sitze: «Liegt der Bügel am falschen Ort, scheuert oder drückt er zusätzlich», sagt Karin Sollberger. Berührt der Steg zwischen den Körbchen den Brustkorb, sitzt der BH richtig. Das Unterbrustband mit dem Verschlussteil sollte rund um den gesamten Brustkorb auf gleicher Höhe liegen, nicht etwa am Rücken höher als vorne (siehe Grafik). Bei grosser Oberweite sollte das Band breit sein und der Verschluss mindestens drei bis vier Häkchen haben. Sollberger: «Sonst zieht das Gewicht der Brust das Rückenteil nach oben.»
Die Träger sollten auf der Schulter aufliegen, aber nie einschneiden. «Idealerweise übernehmen das Unterbrustband und die Körbchen die Tragefunktion», sagt Sollberger. Bei grossen Brüsten seien auch die Träger wichtig. Die Expertin rät zu breiteren, verstellbaren Trägern, die auf der Mitte der Schulter liegen – genau zwischen Hals und Schultergelenk.
Tipp: Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über das Problem. Er kann Ihnen einen speziellen BH verschreiben.