Es ist der viertletzte Sommer von Armin. ­Danach wird er sterben. Den Termin hat er sich selbst gesetzt. «Mit 70 Jahren ist es genug», sagt der ehemalige Psychologe. «Ich will nie ­gepflegt werden, nie einen Rollator anfassen, nie in ein Altersheim.»

Sein Nachbar Goffredo kann Armins ­Entschluss nicht akzeptieren. Es sei Anmassung, selbst zu entscheiden, wann fertig sei. 

Goffredos Sohn Gregor Frei hat diesen ­gelungenen Dokumentarfilm während vier ­Jahren im Tessiner Dörfchen Cumiasca gedreht, wo die beiden Männer ihren Alterssitz haben. Der Film geht der Frage nach: Darf man einfach so sterben? Und wie geht man damit um, wenn jemand seinen Tod ankündigt?

Frei nimmt den Zuschauer mit auf eine ­emotionale Achterbahnfahrt. Die beiden ­Männer streiten, hadern, verweigern einander sogar eine Zeit lang den Kontakt – und ­leiden gleichzeitig darunter. Es wird klar: Goffredo kann Armin nicht vom Schritt in den Tod abhalten. An einem grauen ­Dezembertag tragen die Bestatter den Sarg aus der Villa.

Hie und da verweilt die Kamera etwas gar lange auf dem ­Alltäglichen, wie der Baustelle von Goffredos Haus. Trotzdem vergisst man den Film nicht so schnell. Er regt dazu an, über seine Lebensziele nachzudenken, über das Älterwerden und ­darüber, wie der eigene Abgang einst aussehen soll.

Empfehlenswert

«Das Leben vor dem Tod», Kinostart: 17. Mai 2018, 107 Minuten