Vor sieben Jahren nahm sich Marius das Leben. Er war Patient in der Psychiatrischen Univer­sitätsklinik Zürich. Das Personal erlaubte ihm, die Klinik für ein paar Stunden zu verlassen. Ein ­Psychiater sagt, niemand habe gemerkt, dass sich Marius umbringen wollte. Aber es gebe immer eine gewisse «Irrtumswahrscheinlichkeit».

Annina Furrer, die Regisseurin des Dokfilms «Dem Himmel zu nah», ist Marius’ Schwester. Sie hat den Tod ihres Bruders zu einem Film verarbeitet. Annina Furrer wollte herausfinden, was ihren Bruder dazu getrieben hat, sich das Leben zu ­nehmen. Noch drängender wurde diese Frage, weil sich einige Jahre zuvor auch ihre Schwester Elisabeth umgebracht hatte.

Die Hinterbliebenen sind sich nicht einig, was sie zum Suizid meinen. Marius’ Bruder Jonas sagt: «Wenn das Leben zur Qual wird, würde ich mich auch ­umbringen.» Regisseurin und Schwester Annina hingegen findet den Freitod «unverständlich». Die Mutter sieht den Tod als Erlösung: «Ich finde es nicht schlimm, wenn man stirbt.» Der Vater schweigt lieber.

Leider bleiben die Diskussionen vor der Kamera an der Oberfläche. Könnte es sein, dass sich Marius ­umgebracht hat, weil er mit seinem Leben als Adoptivkind nicht fertig wurde? Der Film liefert keine Antworten auf diese Frage. Am Schluss bleibt nur die Erkenntnis: «Wir haben auf das Leben unserer Nächsten sehr wenig Einfluss.»

Somit fällt das Resultat der jahrelangen Film­arbeit eher mager aus. Es zeigt sich einmal mehr: Wenn jemand die eigene Familiengeschichte in ­einem Film verarbeitet, kommt dabei häufig wenig Erhellendes heraus. Die persönliche Betroffenheit der Regisseurin ist gross, ihre Distanz zum Thema ist jedoch zu klein.

Bedingt empfehlenswert

«Dem Himmel zu nah», ab 24. März im Kino