Gicht ist eine mühsame Krankheit. Das hat auch Heidi Moyard aus Ecublens VD erfahren. Seit einiger Zeit hat die 80-jährige Frau immer wieder Gichtanfälle. «Zuerst kamen die Anfälle im linken Fuss, dann im rechten.» Die Schmerzen seien dann stark, sagt sie. «Der Fuss ist rot geschwollen.»
Trotz Medikamenten hat Heidi Moyard auch immer wieder Schmerzen in den Gelenken. Harnsäurekristalle bringen die Gelenke zum Anschwellen, sie werden dabei dick und rot. Betroffene können die Harnsäure nicht mehr aus dem Körper bringen. Eine richtige Ernährung (siehe Kasten im PDF) bringt zwar oft Linderung, aber auch nicht immer. Medikamente haben zudem oft Nebenwirkungen.
Tees und Extrakte zum Vorbeugen
Viele Betroffene setzen daher auch auf sanfte Mittel, wie zum Beispiel aus der Phytotherapie oder der Homöopathie. Zwar gibt es für kaum eine der Methoden einen wissenschaftlichen Nachweis. Dennoch haben sich viele im Alltag bewährt. Sie verhindern oft einen neuen Gichtanfall oder dämpfen eine Attacke ab.
Zum Vorbeugen eines Gichtanfalls empfiehlt die Rheumaliga Tees und Extrakte aus Ackerschachtelhalm, Angelika, Brennnessel, Goldrute, Kamille, Schafgarbe und Süssholz. Tees fördern den Harndrang und schwemmen so die Harnsäurekristalle aus dem Blut. Zudem hemmen sie die Entzündung. Rooibos-Tee enthält viele gesunde Stoffe, die das Immunsystem unterstützen. So kann es besser die Entzündungen bekämpfen.
Die Ärztin und Buchautorin Heike Buess-Kovacs empfiehlt Borretsch-Öl. Es hemmt Entzündungen auf der Haut. Auch ein Extrakt aus der Teufelskralle sei einen Versuch wert. Kleinere Studien würden darauf hinweisen, dass er die Gelenkschmerzen bekämpfen könne, so Buess-Kovacs.
Der Extrakt der Weidenrinde enthält Salicylsäure und wirkt ähnlich wie das Schmerzmittel Aspirin. Öle aus Pfefferminze oder Eukalyptus kühlen und dämpfen so den Schmerz.
Homöopathie: «Hilft oft, aber nicht immer»
Auch die Homöopathie bietet Hilfe an. Stephanie Wolff, Hausärztin und Homöopathie-Expertin in Bülach ZH: «Sie hilft oft, aber nicht immer.» Bei chronischer Gicht lindern Mittel wie Benzoicum acidum, Ledum palustre, Lycopodium, Sepia und Sulfur die Beschwerden. Hinzu kommt Colchicum autumnale, eine stark verdünnte Variante des Colchicum.Den Extrakt aus der giftigen Herbstzeitlose verschreiben Ärzte bei Gicht, weil er Entzündungen und Schmerzen stillt. Präparate in der gebräuchlichen C30-Potenz der Mittel sind in vielen Apotheken erhältlich.
Schüssler-Salze lindern chronische Schmerzen
Schüssler-Salze sind ebenfalls homöopathische Mittel, allerdings nur von Mineralsalzen. Auch sie sollen Störungen im Mineralhaushalt der Körperzellen beheben und damit Gicht unterdrücken. Calzium sulfuricum (Salz Nr. 12) setzt man bei Gelenkkrankheiten wie Rheuma und Gicht ein. Ferrum phosphorcum (Salz Nr. 3) und Kalium chloratum (Salz Nr. 4) sollen chronische Schmerzen lindern. Lithium chloratum (Salz Nr. 16) hilft, damit Patienten mehr Harnsäure aus dem Körper ausscheiden können.
Auch bei akuten und sehr schmerzhaften Anfällen können sanfte Mittel helfen – Experten empfehlen sie aber nur in Kombination mit Medikamenten. Denn ungenügend behandelte Gichtattacken können die Nieren schädigen. Selbst der Winterhurer Heilkräuter-Experte Martin Koradi räumt ein, dass sanfte Mittel alleine gefährlich sein können. Koradi empfiehlt gegen die starken Schmerzen kühle Umschläge mit verdünnter Arnika- oder Beinwelltinktur.
Für die Homöopathin Stephanie Wolff kommen bei akuten Attacken Mittel wie Aconitum, Belladonna, Apis und Bryonia in Frage. Sie hemmen Entzündungen. Ist der Auslöser des akuten Gichtanfalls zu viel Essen oder zu viel Alkohol, dann kann laut Wolff auch Nux vomica hilfreich sein.
Chinesische Medizin: Akupressur gegen Gicht
Einige Gichtpatienten setzen auf die chinesische Medizin, die den Stoffwechsel wieder ins Lot bringen soll. Für die Selbsttherapie eignet sich die Akupressur besser als die Akupunktur. Finger ersetzen dabei die Akupunkturnadel.
Bei Gicht scheint die Stimulation des Reizpunkts «Magen 36» Knieschmerzen zu lindern und das Immunsystem allgemein zu stimulieren. Der Reizpunkt befindet sich am Schienbein, vier Fingerbreit unterhalb der Kniescheibe. Dort wird 30 Sekunden lang auf jeder Seite kräftig mit dem Daumen massiert.
Heike Buess-Kovacs empfiehlt den Reizpunkt «Milz 6». Er befindet sich vier Fingerbreit über dem Fussknöchel an der Unterschenkelinnenseite und soll das Durchbluten der entzündeten Gelenke verbessern.
Buchtipp
Heike Buess-Kovacs: «Gicht natürlich behandeln», Humboldt-Verlag, Fr. 28.90
Tipps: Gicht - So essen Sie richtig
- Essen Sie viel Gemüse.
- Essen Sie Milchprodukte wie Joghurt oder Käse.
- Essen Sie reichlich Hülsenfrüchte.
- Trinken Sie regelmässig Kaffee.
- Ein bis zwei Glas Wein pro Tag schaden nicht.
- Auch Pilze und purinreiches Gemüse wie Spinat schaden nicht.
- Meiden Sie Fleisch, Innereien und Wurstprodukte.
- Meiden Sie Meeresfrüchte.
- Meiden Sie Süssgetränke und Fruchtzucker.