Jeden Monat das Gleiche: Die Tänzerin Franziska Neuhaus aus Prêles BE nervte die Mens: Binden lagen dick und feucht im Slip – wie eine Windel, und Tampons trockneten die Schleimhaut aus. Am Ende der «Tage» brannte und juckte ihre Scheide, immer wieder bekam sie einen Pilz.
Lange dachte die 28-Jährige: «Ich habe ja keine Wahl.» Bis sie vor vier Jahren eine kaum bekannte Alternative entdeckte: einen kleinen Becher aus Silikon, der in der Scheide das Blut sammelt. Die Tänzerin ist heute von der Mens-Tasse überzeugt: «Seither habe ich keine Probleme mehr mit Scheidenpilz.»
Wie Franziska Neuhaus stören sich viele Frauen an verbreiteten Mens-Produkten. Alternativen wie Stoffbinden und Naturschwämmchen bieten nur Internetshops und Reformhäuser an. Doch nun zeigt ein Vergleich des Gesundheitstipp: Richtig gut sind weder Binden und Tampons noch die alternativen Produkte.
Zwei Ärztinnen und zwei Fachfrauen für sexuelle Gesundheit haben fünf Mens-Artikel bewertet: die Zürcher Jugend-Frauenärztin Francesca Navratil, die Solothurner Frauenärztin Regina Widmer, Lilo Weibel, Fachfrau für sexuelle und reproduktive Gesundheit vom Frauenberatungszentrum Bern, sowie Sabine Isler vom Zürcher Frauenambulatorium.
Unpraktisch: Stoffbinden und Schwämmchen
Die Fachfrauen untersuchten, wie sich die Hygieneprodukte auf die Gesundheit der Scheide auswirken, ob sie beim Tragen stören, ob sie im Alltag praktisch sind. Am besten schnitten Tampons ab – und die kaum bekannten Mens-Tassen. Stoffbinden und Schwämmchen fielen durch: zu unpraktisch.
Für Jugendliche allerdings sei die Mens-Tasse nicht geeignet, sagt Ärztin Francesca Navratil. Der Grund: «Mädchen akzeptieren die Mens am besten, wenn sie möglichst wenig damit zu schaffen haben.» Deswegen seien Tampons gerade für ältere Mädchen ideal. Navratil: «Wichtig ist, dass die Mutter oder eine Fachfrau ihnen genau erklärt, wie man damit umgeht.»
Tampons können Schleimhaut austrocknen
In Bezug auf die Gesundheit schneiden Tampons jedoch «ungenügend» ab. Die Watte saugt stark und kann die Schleimhaut austrocknen. In diesem Punkt sei die Mens-Tasse besser, sagt Lilo Weibel: «Das Silikon saugt keine Flüssigkeit auf. Darum belastet die Tasse das natürliche Klima der Scheide nicht.» Allerdings muss man den Behälter mehrmals täglich auswaschen. Zudem will das Einführen und Herausziehen geübt sein. Dann aber sitzt der kleine Becher bequem und dicht, so die Expertinnen. Tänzerin Franziska Neuhaus trägt ihn sogar während ihrer Auftritte: «Ich spüre ihn nicht, und er ist dicht», sagt sie.
Mens-Tassen sind ideal für unterwegs
Auf langen Reisen oder Trekking-Touren in abgelegenen Gebieten schwören viele Frauen in einschlägigen Internet-Foren auf die Mens-Tasse, denn sie müssen keine anderen Produkte mitnehmen. Zudem schont sie die Umwelt, weil sie wiederverwendbar ist. Trotzdem käme der Mens-Becher für manche Frauen nicht infrage, sagt Sabine Isler: «Für sie ist der Gedanke unangenehm, beim Auswaschen das eigene Blut an den Händen zu haben.»
Als unpraktisch bewerteten die Fachfrauen das Mens-Schwämmchen, weil man es alle paar Stunden auswaschen muss. Obwohl es die Scheide kaum austrocknet, schnitt es am Schluss «ungenügend» ab: Es kann Krankheitskeime verschleppen, sagt Sexualpädagogin Sabine Isler: «Wer häufig eine Scheideninfektion hat, sollte das Schwämmchen nicht verwenden.»
Manche Frauen finden es natürlicher, wenn das Blut aus der Scheide herausfliessen kann, und bevorzugen Wegwerfbinden. Doch auch diese sind nicht unproblematisch, sagt Ärztin Regina Widmer. Die Einlagen bestehen aus Kunstfasern und enthalten Chemikalien: «Bei empfindlichen Frauen können sie die Intimhaut reizen und Entzündungen verursachen.» Darum waren solche Binden nur «genügend», was die Gesundheit betrifft.
Besser für die Intimhaut sind Stoffbinden aus Baumwolle oder Seide. Bloss sind sie im Alltag eher mühsam. Denn die benutzten Binden muss man mit nach Hause nehmen, einweichen und waschen.
Tipps: So schützen Sie sich während der Mens vor Keimen
- Waschen Sie gründlich die Hände, bevor Sie in die Scheide fassen.
- Wechseln Sie Tampons, Becher oder Schwämmchen spätestens alle acht Stunden. So beugen Sie der seltenen «Tampon-Krankheit», dem Toxic Shock Syndrom TSS, vor.
- Weichen Sie Stoffbinden ein und waschen Sie sie bei 60 Grad mit der normalen Wäsche.
- Desinfizieren Sie Mens-Tasse und Schwämmchen nach Ende der Mens:
Kochen Sie die Tasse aus, indem Sie sie in einem Schneebesen in kochendes Wasser stellen.
Legen Sie das Schwämmchen in Essigwasser und lassen Sie es gut trocknen.
Shops und Infos im Internet
Kanga.ch, Purpurtage.com
Kulmine.de, http://symptos.ch