Einen Rundum-Veloservice für Fr. 39.50 statt Fr. 79.–, zwei Übernachtungen für zwei Personen in einem Wellness-Hotel in Weggis LU für 280 statt 584 Franken oder eine fixfertig ausgefüllte Steuererklärung für 49 statt 160 Franken: Firmen bieten im Internet auf sogenannten Gutschein-Plattformen für kurze Zeit Dienstleistungen an, bei denen sie kaum etwas verdienen.
Mit Rabatten neue Stammkunden gewinnen
Das Konzept dahinter ist einfach: Über eine Website erhalten lokale und regionale Unternehmen Zugang zu angeblich neuen, urbanen und kaufkräftigen Kundinnen und Kunden. Diese locken sie mit attraktiven Sonderangeboten von 50 und mehr Prozent Rabatt.
Aus den Schnäppchenjägern sollen später treue Stammkunden werden. Das 2008 gegründete US-amerikanische Unternehmen Groupon hat das Konzept weltweit populär gemacht. Seit knapp einem Jahr existiert in der Schweiz der Ableger www.groupon.ch und bietet Gutscheine feil.
Neben dem Pionier gibt es im Internet drei weitere Schweizer Gutschein-Plattformen:
Das Geschäftsmodell ist bei allen Anbietern dasselbe: Die Plattformbetreiber kassieren vom Auftraggeber für ihre Vermittlertätigkeit einen erheblichen Teil des Gutscheinpreises. Deindeal.ch beziffert die Provision auf 40 Prozent, die anderen Anbieter wollen keine Zahlen nennen. Sie sagen, die Provision sei frei verhandelbar.
Reisen, Beauty und Gastronomie dominieren
saldo hat die vier Schweizer Gutschein-Plattformen verglichen. Augenfällig ist, dass überall Angebote aus den Bereichen Beauty, Wellness, Gastronomie und Reisen dominieren. Das sind die Besonderheiten der vier Gutschein-Anbieter:
- Groupon.ch: Dieses Portal hat das grösste Angebot. Für die Städte Zürich, Bern und Basel gibt es fast täglich neue Deals. Dazu kommen jeweils ein Angebot eines Online-Shops und Schnäppchen von überregionalen Anbietern.
- Deindeal.ch: Die auf die Schweiz beschränkte Plattform suggeriert, selbst für kleinere Städte wie Frauenfeld oder Olten Rabatt-Gutscheine zu bieten. Tatsächlich stammen die meisten Angebote aber aus Zürich und andern grossen Städten.
Das Beauty- und Wellness-Segment ist stark vertreten. Ein grosses Plus ist die Kommentar-Funktion, wo Nutzer – für alle einsehbar – Fragen stellen können und von Deindeal.ch gleich eine Antwort bekommen.
- Dailydeal.ch: Die Plattform bemüht sich um ein möglichst breites Spektrum von Angeboten. Wer Essensgutscheine sucht, wird hier am ehesten fündig. Für Reiselustige gibt es extra eine Tourismusrubrik. Die Deals sind sehr Zürich-lastig.
- Tipiness.ch: Dieses Portal ist erst seit wenigen Wochen online. Stark ist es in der Westschweiz, schwach für die Deutschschweiz. Tipiness.ch ist kein reines Gutschein-Portal, sondern auch ein Stadtführer und ermöglicht es, mit anderen Leuten Tipps auszutauschen.
saldo hat die Schnäppchenangebote stichprobenweise getestet. So etwa bei Dailydeal.ch: Dort wurde für 20 Franken ein Gutschein im Wert von 40 Franken für die neue Restaurantkette Vapiano erworben.
Die Bezahlung erfolgte unkompliziert per Kreditkarte. Möglich ist die Überweisung auch per Paypal und Postfinance. Den Gutschein erhält man per Mail. Diesen druckt man selber aus. Das Einlösen im Restaurant war problemlos.
Auf welche Preise sich Rabatte beziehen, ist nicht nachprüfbar
Fazit der saldo-Selbstversuche: Zum Kennenlernen von neuen Angeboten sind die Gutschein-Plattformen durchaus praktisch. Da man nur die Hälfte oder weniger der normalen Preise bezahlt, ist der Verlust auch bei einem Fehlentscheid eher verkraftbar.
Die hohen Rabatte bergen allerdings das Risiko, unnötige Dienstleistungen einzukaufen. Zudem muss man sich in jedem Falll über die Gutschein-Konditionen wie Gültigkeit und Umfang der Leistung genau informieren. Alle Plattformen bieten dazu ausführliche Beschreibungen.
Schwer nachprüfbar ist, ob die gewährten Rabatte wirklich echt sind oder ob sie sich auf Mondpreise beziehen. Die Betreiber der Portale beteuern, dass sie die Preise der Anbieter eingehend prüfen und mit der Konkurrenz vergleichen, um Schummeleien zu verhindern.
Im Vergleich zur Konkurrenz relativieren sich die angeblich hohen Rabatte jedoch oft. Einen gewissen Schutz gewähren die Plattform-Betreiber den Käufern von Gutscheinen bei Schwierigkeiten beim Einlösen.
So kommt es immer wieder vor, dass ein kleines Unternehmen vom Erfolg der Rabattaktion und dem Kundenansturm überfordert ist. Die Betreiber bieten laut eigenen Angaben bei Engpässen Hand, die Gültigkeitsdauer der Gutscheine zu verlängern oder den Firmen Geld vorzuschiessen.
Geht ein Anbieter Konkurs, sind Groupon, Dailydeal und Tipiness gemäss eigenen Angaben bereit, ihren Kunden den Kaufpreis für den Gutschein zurückzuerstatten. Deindeal sucht eine Lösung «bis hin zur Rückerstattung».
Wer an Schnäppchen interessiert ist, registriert sich am besten bei allen vier Gutschein-Plattformen. Es empfiehlt sich aber, auf die Newsletter zu verzichten, denn die vielen Mails nerven sehr schnell. Tipp: www.dealanzeiger.ch ansteuern und dort die nächste Stadt wählen, um sich über aktuelle Angebote auf dem Laufenden zu halten.