Wenn es im Magen drückt oder im Darm rumort, greifen Patienten oft zu Iberogast. Die Tropfen der Pharmafirma Bayer enthalten Extrakte aus neun Kräutern. Sie sollen Sodbrennen, Blähungen, Völlegefühl und Übelkeit lindern.

Doch jetzt verweist die Arznei­mittel­behörde Swissmedic auf Meldungen über «sehr seltene, aber teils schwerwiegende Leberschäden». So erkrankte ein 37-jähriger Mann im spanischen Valencia an Gelbsucht, nachdem er zwei ­Wochen lang Iberogast eingenommen hatte. Er benötigte schliesslich eine neue Leber. Die deutsche Fachzeitschrift «Arznei- Telegramm» berichtete zudem von einer 51-jährigen Frau mit Hepatits. Der Hauptverdacht fiel auch hier auf Iberogast.

Der Grund: Das Mittel enthält Schöllkraut. Seit Jahren ist bekannt, dass die Pflanze der ­Leber schaden kann. Hersteller Bayer muss nun in der Fachinformation auf diese Nebenwirkung von Iberogast hinweisen, zumindest vorläufig. Laut Swissmedic hat die Firma deswegen am Bundesver­waltungsgericht eine Beschwerde eingereicht. Der Entscheid steht noch aus.

Der Winterthurer Heil­pflanzenfachmann Martin Koradi schätzt das Risiko für einen Leber­schaden zwar als sehr gering ein: «Das Präparat enthält nur eine kleine Menge Schöllkraut.» Allerdings stelle sich die Frage, ob die Pflanze in der Mischung überhaupt nötig sei. Liesse man sie weg, würde das die Wirkung kaum beeinflussen, ver­mutet ­Koradi. 

Der deutsche Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-­Brüser hält den Nutzen von Iberogast ­zudem für «nicht hinreichend» bewiesen. Er rät im «Arznei- Telegramm» von Iberogast ab. 

Oft helfen Tees mit Heil­kräutern – je nach Beschwerden und Ursache. So empfiehlt ­Martin Koradi bittere Pflanzen wie Schafgarbe bei Völlegefühl, Pfefferminz bei Übelkeit oder Melisse bei ­ner­vösen Beschwerden.