Das Pendeln mit dem Zug nach Zürich hat zumindest einen Vorteil: Man kommt im Hauptbahnhof fast ­täglich in den Genuss von Gratismüsterchen. Davon profitiere ich ungeniert: Im heissen Sommer sonnte ich mich auf einem Badetuch, das ein grosser Detailhändler verteilen liess. Die Unterwasser­fotos in den Ferien schoss ich dank einer Plastikhülle fürs Smartphone – das ­Ge­schenk einer Krankenkasse. Und meine Küche putze ich mit einem blauen Schwamm, ebenfalls aus dem Zürcher HB. Eine ­Reinigungsfirma warb damit für ihre Dienste.

Auswirkungen auf mein Einkaufsverhalten haben die Gratismüsterchen allerdings nicht: Beim grössten Detailhändler der Schweiz kaufe ich so oder so ­wieder ein. Im Oktober halte ich wie jedes Jahr Ausschau nach der günstigsten Krankenkasse – geschenkte Handyhülle hin oder her. Und die Wohnung werde ich wie bisher selber putzen.

Das Einzige, was mir von den Verteil­aktionen im Gedächtnis bleibt, sind die absonderlichen Methoden, mit denen die Werber bei den Pendlern Aufmerksamkeit erregen wollen. Den Vogel abgeschossen haben im schweiss­triefenden August Müsterli-Verteiler in gift­grünen Ganzkörperanzügen. Als diese komischen Gestalten in der Bahnhofshalle plötzlich vor mir herumtanzten, wäre mir vor Schreck ­beinahe die ­Gratiszeitung aus der Hand gefallen.