Was ändert sich, wenn die Initiative ­angenommen wird?

Dann darf nur noch die ­Nationalbank Geld her­stellen. Ihr Geld hat den Vorteil, dass der Gegenwert ­garantiert ist. Im Unterschied zum «elektronischen» Geld, das auf den Bankkonten liegt.

Wie gross ist der Anteil des von der ­Nationalbank ­garantierten Geldes?

Heute sind nur zehn ­Prozent der Geldmenge der Schweiz Banknoten, also von der Nationalbank ­herausgegebenes Geld, sogenanntes Vollgeld. Das restliche Geld erzeugen private Banken. Die Initianten wollen, dass es künftig nur noch Vollgeld gibt. Denn dann wären die Gelder der Kunden auch im Fall eines Bankkon­kurses sicher. 

Wie produzieren die ­privaten Banken Geld?

Beispiel: Ein Kunde geht zur Bank und wünscht ­einen Kredit. Ist der Kunde kreditwürdig, schreibt ihm die Bank das Geld auf seinem Konto gut. Damit hat sie sogenanntes Buchgeld geschaffen und die Geldmenge vergrössert – ohne Zutun der Nationalbank. Dabei nutzt die ­private Bank eine Gesetzeslücke. Denn laut Bundesverfassung steht allein dem Bund «das Recht zur Ausgabe von Münzen und Banknoten zu». Vom Buchgeld ist nicht die Rede.

Was ist Buchgeld?

Eigentlich ist es nur ein Versprechen der Bank an die Kunden, ihnen auf Wunsch Geld auszuzahlen – sei es, weil sie einen Kredit gewährt oder weil der Kunde Geld auf seinem Konto hat. Bar auszahlen kann die Bank aber nur, wenn nicht zu viele Kunden gleichzeitig Geld verlangen. Denn das Bargeld muss sie von der Nationalbank beziehen. Und die Nationalbank beschränkt die Menge des Bargelds – aus währungspolitischen Gründen.

Ist das Geld der Kunden auf dem Bankkonto heute garantiert?

Nein, im Gegensatz zur Banknote. Es gibt zwar eine sogenannte Einlagensicherung. Diese sollte theoretisch 100 000 Franken pro Kunde und Bank schützen. Aber für die Einlagensicherung stehen nur sechs Milliarden Franken zur Verfügung. So viel Geld versprechen die Schweizer Banken aufzubringen, wenn eine Bank in Konkurs geht. Das Geld würde bei Zahlungsunfähigkeit einer Bank aber nur für 60 000 Kunden reichen. Wenn eine Bank mit einer Million Kunden Konkurs macht, erhält der einzelne Kunde gerade noch 6000 Franken von seinem Geld auf der Bank.

Kann eine Schweizer Bank überhaupt in ­Konkurs gehen?

Ja. 1991 beispielsweise standen die Kunden der Spar- und Leihkasse Thun (SLT) vor verschlossenen Türen. Privat- und Geschäftskunden verloren über 220 Millionen Franken. Das Bundesgericht drückte es ein Jahrzehnt später diplomatisch aus: «Die Geschäftsentwicklung der SLT war von 1985 bis 1991 durch ein stark überdurchschnittliches Wachstum geprägt, namentlich im Bereich Kreditvergabe und Ausleihungen.» Auf Deutsch: Es wurden zu ­viele Kredite gewährt und die Kreditnehmer zu wenig gut geprüft.

Angenommen, das Volk würde der ­Vollgeld-Initiative ­zustimmen. Wäre das Geld auf der Bank sicherer als heute?

Ja, denn im Gegensatz zum Buchgeld ist das Vollgeld tatsächlich vorhanden.  

Wie könnten die Banken noch Kredite gewähren, wenn sie kein Geld mehr ­herstellen dürfen? 

Sie könnten die Kredite nur noch mit Geld gewähren, das sie von Sparern, anderen Banken oder der Nationalbank erhalten haben.

Wo liegen die Risiken bei einer Annahme der Initiative?

Hier sind sich die Fach­leute uneins. Aber die Risiken während der Umstellungsphase vom heutigen System aufs Vollgeld-System scheinen überschaubar zu sein – überschaubarer jedenfalls als die Risiken bei Krypto­währungen wie Bitcoins. Deshalb ist es erstaunlich, dass der Bundesrat die Vollgeld-Initiative ablehnt, sich aber für Kryptowährungen starkmacht.

Hat die Initiative auch Schwächen?

Ja. Sie gilt nur für die Schweiz. International tä­tige Banken könnten über ihre ausländischen Töchter weiterhin von der Nationalbank ungedeckte Kredite vergeben und so Geld herstellen. Auch Banken, die nur im Inland tätig sind, könnten wohl über internationale Kooperationen noch Geld erzeugen. Aber kaum mehr im heutigen Ausmass.