Die Sommerferien verbrachte ich im ­Reka-Dorf in Sörenberg im Kanton Luzern. Während der zweiten Woche regnete es nur. Ich ­traute mich kaum aus dem Haus. Zum Glück gab es einen Fernseher und ein kleines Hallenbad. Das half beim Müdewerden – doch leider nicht genug.

In der Nacht lief ich deshalb dreimal ums Haus herum und fünfmal die Treppen rauf und runter. Auf jeder Etage entdeckte ich eine grosse, schwarze Kiste, angeschrieben mit «Nespresso-Kapseln-Recycling». 

Da mir langweilig war, nahm ich die Kapseln mit. In der Wohnung begann ich sie zu zählen. Es waren über 400 Stück! Ich stellte die Dinger auf den Esstisch. Der Kaffeegeruch war so stark, dass ans Einschlafen weiterhin nicht zu denken war. Was also tun? Ich nahm den Fotoapparat und knipste die Kapseln aus allen Richtungen. 

Dann stellte ich die Bilder auf die Internetplattform Ricardo.ch: «400 benutzte Nespresso-Kapseln für 9 Franken zu verkaufen.» Endlich hatte ich etwas Sinnvolles gemacht – und konnte beruhigt einschlafen. 

Am nächsten Morgen regnete es noch immer. Jede Stunde schaute ich im Internet nach, ob jemand mein Angebot ersteigert hatte. Zwei Tage später erhielt ich tatsächlich eine Nachricht: Eine «Ameisengruppe15» – wahrscheinlich ein Kinderhort – wollte die Kapseln.

Im Volg kaufte ich für 4 Franken eine ­Kleberolle, verpackte die Kapseln und verschickte sie. Die Portokosten übernahmen die Käufer. Abzüglich Kleberolle und Ricardo-Gebühren verdiente ich Fr. 4.08. Das reichte für ein Glacecornet. Es hat noch nie so gut geschmeckt.