Patrizia Salvo aus Niederlenz AG fand letzten Sommer eine Werbung der Escom Ausbildung AG im Briefkasten. Darauf pries die Firma einen Informa­tionsabend für Sprach- und Computerkurse an. Spontan entschied Salvo, sich dort als Kursleiterin zu bewerben. Die Erwachsenen-­ausbildnerin hatte früher Deutsch als Zweitsprache unterrichtet.

Escom stellte Patrizia ­Salvo an – allerdings nicht als Deutsch-, sondern als Englisch­lehrerin. Eine Ausbildung dafür hatte sie nicht. Ihre Englischkenntnisse stammen aus einem mehr­jährigen USA-Aufenthalt. Salvo wundert sich: «Beim Bewerbungsgespräch musste ich kein Wort ­Englisch sprechen.» Der «Englisch-­Aufbaukurs A2» fand an ­insgesamt zwölf Abenden statt, jeweils ­einmal pro ­Woche. Lohn: 1000 Franken brutto für die zwölf Abende. Patrizia ­Salvo unterrichtete vier Schüler. Sie ­zahlten für den Kurs je zwischen 2300 und 2780  Franken.

Lohnzahlung: Immer wieder vertröstet

Am letzten Abend war die Tür des Kursraums geschlossen. Grund: Laut Vermieter hatte Escom die Miete schon länger nicht mehr bezahlt. Salvo liess die Schüler die Abschluss­prüfung deshalb in einem Restaurant schreiben. 

Nach dem Kurs folgte das lange Warten auf den Lohn. Salvo schickte Mahnungen, rief an und wurde immer wieder vertröstet. Ihr Geld erhielt sie schliesslich mit drei Monaten Verspätung. 

Auch andere Kursleiter erhielten ihr Gehalt ver­spätet oder warten bis heute auf eine Auszahlung: Die Englischkurs-Leiterin Livia Iten (Name geändert) etwa unterrichtete seit dem letzten Jahr an vier Kursen. Sie hat bis heute keinen Lohn erhalten. 

Auch mit den Verträgen nimmt es Escom nicht so genau. Die Kursleiter sind nicht angestellt, sondern ­arbeiten im Auftragsverhältnis. Ein regulärer Arbeitsvertrag wäre für die Kursleiter von Vorteil: Sie ­hätten Anrecht auf bezahlte Ferien oder im Krankheitsfall ­Anspruch auf Lohn. 

Der Zürcher Rechts­anwalt und Arbeitsrechts­experte Roger Rudolph zweifelt, dass die Escom-­Verträge einer gerichtlichen Überprüfung standhalten würden. Escom wollte gegenüber dem K-Tipp nicht Stellung nehmen.