Auf den Internetseiten von «Tages-Anzeiger», «20 Minuten» und «Blick» ist «The Casual Lounge» seit Monaten aktiv. Mit bezahlten Werbeartikeln buhlt das Datingportal um Aufmerksamkeit und setzt dabei auf Schlagzeilen wie «Sex ist die beste Medizin».
Das Ziel: «The Casual Lounge» will Kunden auf die eigene Website locken. Dort seien «anspruchsvolle Frauen und Männer, die nach einer seriösen CasualDating-Seite für erotische Abenteuer und unverbindliche Dates in der Schweiz suchen, genau richtig».
Es kostet nichts, sich dort anzumelden, ein Profil zu erstellen und anderen Mitgliedern Nachrichten zu schicken. Männer müssen jedoch eine kostenpflichtige VIP-Mitgliedschaft abschliessen, wenn sie die Mitteilungen von Frauen lesen wollen, die auf ihr Profil oder ihre Nachrichten reagieren.
Profile von Frauen, die gar nicht existieren
«The Casual Lounge» verlangt für drei Monate knapp 300 Franken, für zwölf Monate knapp 720 Franken. Den Männern wird versprochen, dass der Frauenanteil bei Thecasuallounge.ch rund 65 Prozent betrage.
Allerdings: Ein Blick ins Kleingedruckte könnte die Lust auf eine Mitgliedschaft schmälern. Denn dort heisst es in Punkt 5 unter anderem: «Dem Nutzer/Mitglied ist bekannt, dass The Casual Lounge sogenannte Animateure einsetzt, um Nutzer/Mitglieder zur interaktiven Kommunikation zu motivieren.» Und: «Dem Nutzer/Mitglied ist bewusst, dass er die eingesetzten Animateure nicht im realen Leben treffen kann.» Und: «Die eingesetzten Animateure sind nicht gesondert im System gekennzeichnet.» Sprich: Das Portal arbeitet mit Profilen von angeblich an erotischen Abenteuern interessierten Frauen, die nicht existieren oder nicht an einem Kontakt mit Nut-zern interessiert sind. Auf Deutsch: mit Lockvögeln.
Der K-Tipp wollte von «The Casual Lounge» wissen, wie viele Profile nicht von echten Kontaktsuchenden stammen und wie hoch der Frauenanteil tatsächlich ist. Die Betreiberin des Portals, die deutsche iMedia888 GmbH, blieb eine Antwort schuldig.
Dieselbe Methode bei andern Portalen
Genauso wenig reagierten die 18 anderen Datingportale, die der K-Tipp mit Fragen konfrontierte. «The Casual Lounge» ist mit dem «Lockvogelparagrafen» im Kleingedruckten nämlich kein Einzelfall. So heisst es bei Liebes-Treffen.com unverfroren: «Bei www.liebes-treffen.com handelt es sich um einen moderierten Dienst. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäten über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen.» Es sei «davon auszugehen, dass es sich bei sämtlichen Profilen um fiktive Profile handelt, die von Moderatoren betrieben werden».
Bei 12frenz.com ist zu lesen, es sei «möglich, dass ein externer angemeldeter Teilnehmer Dialoge mit einem für das Unternehmen tätigen Controller bzw. einer für das Unternehmen tätigen Controllerin führt, ohne dass dieser/diese sich als solcher/solche zu erkennen gibt».
Fazit: Die Betreiber der Dating-Portale scheinen ziemlich genau zu wissen, dass kaum jemand ihre Websites besucht, um sich leidenschaftlich aufs Kleingedruckte zu stürzen. Sonst wären sie wohl nicht so unverschämt ehrlich.
Keine Rechnungen von Tricksern bezahlen!
Wer auf einem kostenpflichtigen Datingportal Kontakt sucht, muss nicht damit rechnen, dass er von Lockvögeln an der Nase herumgeführt wird. Ist das der Fall, schuldet er kein Geld – auch wenn im Kleingedruckten etwas anderes steht.
Vito Roberto, Professor für Privatrecht an der Universität St. Gallen, sagt zu solchen Lockvogelklauseln: «Das sind lustige Bestimmungen – und sie sind selbstverständlich unlauter.» Man spiegle den Kunden etwas vor, das nicht der Realität entspreche. «Dieses rechtswidrige Geschäftsgebaren lässt sich durch eine entsprechende Klausel in den allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht rechtmässig machen», so Roberto.