Menu Surprise - Himbeeren aus dem Labor
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Gesundheitstipp 3/2001
01.03.2001
Obst ist gesund. Doch so, wie es wächst in Gottes freier Natur, ist es als Rohstoff für Fruchtjoghurt, Fruchtbonbons, Fruchteis und Fruchtgummis leider nicht immer zu gebrauchen. «Weichere Früchte wie Erdbeeren oder Himbeeren», sagt ein Manager des Food-Multis Unilever, «können bei maschineller Verarbeitung leicht zermatschen.»
Sein Konzern hat deshalb ein Verfahren entwickelt, um - laut Patentschrift - «natürliche Früchte vorzutäuschen». Dazu werden Himbeerabfälle o...
Obst ist gesund. Doch so, wie es wächst in Gottes freier Natur, ist es als Rohstoff für Fruchtjoghurt, Fruchtbonbons, Fruchteis und Fruchtgummis leider nicht immer zu gebrauchen. «Weichere Früchte wie Erdbeeren oder Himbeeren», sagt ein Manager des Food-Multis Unilever, «können bei maschineller Verarbeitung leicht zermatschen.»
Sein Konzern hat deshalb ein Verfahren entwickelt, um - laut Patentschrift - «natürliche Früchte vorzutäuschen». Dazu werden Himbeerabfälle oder anderes Fruchtmaterial mit einem Gelee aus Algenextrakt, Geschmacks- und Farbstoffen zu einem bissfesten Etwas rekonstruiert. Solches Scheinobst sollte in Joghurt, Eiscreme und Obsttorten zum Einsatz kommen. Bis in die Regale hat es die Unilever-Algenpampe allerdings noch nicht geschafft. Da ist die Konkurrenz schon weiter:
Die Firma Pronova preist so genannte Alginate für Fruchtjoghurt, Obstdesserts und «restrukturierte Früchte» an. Die Firma Ocean Spray spritzt Zuckersirup in Preiselbeeren. So entstehen «Fruchtstückchen mit Kirscharoma und anderen natürlichen Geschmacksstoffen». Vorteil: «Sie haben die Farbe der Früchte, das Aussehen der Früchte, und sie schmecken wie die richtigen Früchte. Aber sie sind viel stabiler und belastbarer.»
Schade nur, dass Menschen nicht so belastbar sind. Sie können auf Schein-Obst allergisch reagieren, wie jenes zweijährige Mädchen, das die erschrockenen Eltern ins Zürcher Universitätsspital brachten: Sie hatte Haribo Goldbären Fruchtgummis gegessen - und eine Viertelstunde später rote Quaddeln und Schwellungen am ganzen Leib. Das Kind drohte zu ersticken.
Professor Brunello Wüthrich, der sie behandelte, bat Haribo, ihm Proben der Zutaten für Haribo-Bonbons zu schicken, um das Kind künftig vor solchen Schocks zu schützen. «Leider nicht möglich», bedauerte Haribo: Die Zutaten müssten «äusserst vertraulich behandelt werden». Der Professor rät deshalb, Kunstfrüchte zu meiden: «Da weiss man ja nie, was alles drin ist.»