Nach Mückenstichen schwillt die Haut an und beginnt zu jucken, manchmal gar zu schmerzen. Chemie und Medikamente sind in den meisten Fällen unnötig, schreibt der Basler Arzt Urspeter Masche in der Fachzeitschrift Pharma-Kritik: «Insektenstiche verlaufen in vielen Fällen gutartig und heilen von selbst ab.»
Nötig ist vor allem Zeit, bis die Stiche verheilt sind – und der Wille, dem Juckreiz nicht nachzugeben. Der Juckreiz wird vom Speichel ausgelöst, den die Mücken beim Stechen abgeben. Darin sind Eiweisse enthalten, die dafür sorgen, dass das Blut flüssig bleibt. Auf sie reagiert der menschliche Körper mit einer Abwehrreaktion. Die Stelle schwillt an und beginnt zu jucken. Der erste Reflex: kratzen.
Genau das sollte man vermeiden. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht am Rigi SZ sagt: «Man verteilt damit den Speichel der Mücke in der Haut, was die Reaktion verstärkt. Und man reibt Keime in die Haut ein. Das kann zu Infektionen führen.»
Fünf gute Hausmittel gegen Juckreiz
- Zwiebeln: Der Saft einer aufgeschnittenen Zwiebel tötet Bakterien ab, die Entzündungen auslösen. Mark Anliker, Hautarzt am Kantonsspital St. Gallen: «Die Säure der Zwiebel reizt die Haut ein wenig und lenkt dadurch vom Juckreiz ab.»
- Kälte: Die Hautstelle mit Eis, kaltem Wasser oder einem kalten Quarkumschlag kühlen. Kälte schliesst die Poren und verkleinert die Gefässe. So verschwindet der Juckreiz. Hautärztin Schlagenhauff: «Kälte ist eine stärkere Empfindung als Jucken. Juckt es nicht mehr, kann die Entzündung in Ruhe heilen.»
- Spucke: Auch Spucke auf der Stichstelle kühlt kurz. Der Nachteil laut Schlagenhauff: «Spucke kann Keime enthalten, die so in die Haut gelangen können.»
- Kurzer Hitzeschock: Man erhitzt einen Metallgegenstand, etwa einen Kaffeelöffel oder eine Münze, und drückt ihn auf den Stich. Alternative: Heisses Wasser auf einen Wattebausch träufeln. Schlagenhauff: «Wärme verändert die Eiweisse, die den Juckreiz auslösen.» Vorsicht: Ist der Gegenstand zu heiss, verbrennt man sich.
- Spitzwegerich: Mit einem Tuch lassen sich frische, zerkleinerte Blätter der Spitzwegerichpflanze auf dem Arm oder auf dem Bein fixieren. Spitzwegerich enthält Wirkstoffe gegen Entzündungen und Bakterien.
Erst wenn diese Hausmittel nichts nützen, sollten Betroffene zu chemischen Mitteln greifen. Bei starkem Schmerz können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen helfen. Auch Präparate zur lokalen Behandlung sind auf dem Markt. Arzt Urspeter Masche ist skeptisch. Fachleute stuften solche Schmerzmittel nur als «marginal wirksam» ein. Antihistaminhaltige Mittel zum Schlucken wie Fenistil-Tropfen linderten allenfalls den Juckreiz, doch «nur wenige Studien» belegten eine Wirkung.
Kortisoncremes am ehesten sinnvoll
Masche rät von Gels und Salben mit Antihistaminika ab, etwa Parapic oder Fenistil. Die Wirkung sei praktisch nicht untersucht. Am ehesten empfiehlt er Cremes mit Kortison. Fenistil-Herstellerin Novartis schreibt, die Salbe werde «innerhalb von wenigen Minuten» in die Haut eindringen und wirken. Millionen von Patienten würden das Präparat weltweit verwenden. Biomed, Hersteller von Parapic, sagt, das Präparat sei seit vielen Jahren am Markt gut etabliert.