Nach dem Herzinfarkt - "Ich lebe heute viel bewusster"
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saldo 14/2000
13.09.2000
Für Henri Huber kam der Herzinfarkt ohne jede Vorwarnung. Heute kennt und bekämpft er seine Risikofaktoren - ohne Einbusse an Lebensqualität.
Warum passiert das gerade mir? Ich habe doch immer gesund gelebt!", haderte Henri Huber, 46, nach seinem Herzinfarkt mit dem Schicksal. Er trieb viel Sport und ernährte sich gesund. Sein Amt als Gemeindepräsident von Köniz BE bescherte ihm zwar lange Arbeitszeiten, er empfand dies aber nicht als belastend. Einzige Herz-Sünde: Er rauch...
Für Henri Huber kam der Herzinfarkt ohne jede Vorwarnung. Heute kennt und bekämpft er seine Risikofaktoren - ohne Einbusse an Lebensqualität.
Warum passiert das gerade mir? Ich habe doch immer gesund gelebt!", haderte Henri Huber, 46, nach seinem Herzinfarkt mit dem Schicksal. Er trieb viel Sport und ernährte sich gesund. Sein Amt als Gemeindepräsident von Köniz BE bescherte ihm zwar lange Arbeitszeiten, er empfand dies aber nicht als belastend. Einzige Herz-Sünde: Er rauchte.
Der Herzinfarkt kam völlig überraschend. Am 6. September 1999 war er mit einer Gebirgswandergruppe in der Gegend von Zermatt unterwegs, als er plötzlich Atemnot verspürte. Er zweifelte an seiner Kondition, dachte, es habe wohl mit seinem Asthma zu tun, und ging weiter. Doch die Atemnot wurde schlimmer, Schmerzen in der Brust beengten ihn, es wurde ihm übel. Dann musste er zugeben: "Ich kann nicht mehr!"
Infarktursache war eine verstopfte Herzkranzarterie
Ein paar Stunden später, nach einer spektakulären Bergrettungsaktion, lag er in der Kardiologie-Abteilung des Inselspitals Bern. Die Herzkranzarterie, die den vorderen Teil des Herzmuskels mit Blut versorgt, war durch ein Blutgerinnsel verstopft. Nach der Auflösung des Gerinnsels platzierte der Kardiologe einen so genannten Stent ins Herzkranzgefäss. Ein Stent ist ein feines röhrenförmiges Metallgitter, das die Wiederverengung des Blutgefässes verhindert.
Fünf Tage lag er im Spital, dann nahm Henri Huber an einem mehrwöchigen Rehabilitationstraining teil. Dazu gehören Velofahren, Laufen, Turnen, Ernährungsberatung und Anleitungen zur Stressbewältigung. "Mir gehts prima, ich bin voll leistungsfähig", beschreibt er seinen heutigen Zustand. "Doch ich weiss: Ein zweiter Herzinfarkt ist jederzeit möglich."
Henri Huber braucht Medikamente zur Blutverdünnung und zur Senkung des Cholesterinwerts, dazu Betablocker und ACE-Hemmer zur Entlastung des Herzens. "Die Erinnerung an den Infarkt ist ein guter Disziplinierungsfaktor, so nehme ich die Medikamente regelmässig ein und treibe täglich Sport."
Einziger Verzicht: Henri Huber raucht heute nicht mehr
Er hat aufgehört zu rauchen, sonst muss er auf nichts verzichten. Neu für ihn ist das Untersuchungsergebnis, dass er "dickes Blut" hat. Das heisst, die Blutgerinnung ist zu stark. Rund 5 Prozent der Bevölkerung haben diese Veranlagung.
"Der Herzinfarkt war ein Schock, ein solches Erlebnis verändert jemanden schon", sinniert Huber, "ich lebe jetzt viel bewusster, habe mehr Verständnis für kranke Leute und solche, die dem ständigen Leistungsdruck nicht standhalten können." Er versucht, auch als Vorgesetzter diese Erkenntnisse umzusetzen.
Hildegard Bösch-Billing