Die grosse Unbekannte bei den klassischen Sparversicherungen sind die Kosten für Abschluss, Inkasso, Verwaltung und Verkaufsprovisionen. Auch die Abzüge für den Versicherungsteil behandeln die Gesellschaften als Geheimsache.
Wie viel die Versicherungsgesellschaften von der einbezahlten Prämie jeweils für diese Kosten abzwacken – das erfahren Sparerinnen und Sparer in der Regel nicht. Weder beim Abschluss noch später während der Vertragsdauer. Anders als etwa in Deutschland gibt es in der Schweiz kein Gesetz, das die Versicherer in diesem Punkt zu Transparenz zwingt.
Die Tabelle zeigt, dass die Mobiliar bei ihrer neuen Police in diesem Punkt fast vorbildlich ist. Zu sehen ist, dass bei einer Gesamt-Jahresprämie von zum Beispiel 6768 Franken jedes Jahr jeweils fix 70 Franken für die internen Verwaltungskosten weggehen sowie – je nach Police – rund 300 Franken für die Prämienbefreiung bei Invalidität. Diese Prämienbefreiung ist ein gewichtiges Plus der Sparversicherung: Wird die versicherte Person erwerbsunfähig, zahlt die Versicherung die Prämie weiter.
Weiter zeigt die Tabelle: Falls bei dieser Sparversicherung noch ein Todesfallkapital mitversichert ist und allenfalls eine Invalidenrente, so sind diese Kosten ebenfalls exakt ausgewiesen. Nach Abzug dieser Kosten bleibt die sogenannte Sparprämie. Auf dieser Zahl fusst das Garantieversprechen, das die Mobiliar abgibt: Die Sparprämie mal die Laufzeit ergibt das Mindestkapital, das am Schluss der Versicherungsdauer ausbezahlt wird – falls der Kunde bis am Ende dabeibleibt.
Ein Beispiel: Bei einer Sparprämie von Fr. 6387.50 (Spalte links) erhält der Sparer nach 29 Jahren garantiert 185 238 Franken. Also genau das, was in den Spartopf floss. Es ist eine Null-Prozent-Garantie. Alle diese Zahlen führt die Mobiliar in jeder Offerte einzeln und nachvollziehbar auf.
Wermutstropfen: 3-Prozent-Abzug steht nur im Kleingedruckten
Allerdings fliesst nicht die ganze Sparprämie in den Spartopf, denn von jeder Einzahlung zieht die Mobiliar noch 3 Prozent für Abschluss- und Vertriebskosten ab. Daraus resultiert dann die effektiv investierte Sparprämie. Kleiner Wermutstropfen: Dieser 3-Prozent-Abzug ist in den Offerten eher versteckt und nur für aufmerksame Leser zu entdecken.
Faktisch hat aber die effektiv einbezahlte Sparprämie für den Sparer eine grosse Bedeutung – und das ist ein weiterer Pluspunkt der neuen Sparversicherung. Denn dieser Betrag wird auch dann garantiert zurückerstattet, wenn der Sparer die Police frühzeitig kündigt und sein angehäuftes Sparkapital herausverlangt.
Bei der klassischen Sparversicherung ist dieser sogenannte Rückkaufswert meist enttäuschend tief, weil die Gesellschaften undurchsichtige Abzüge machen. Dazu kommt, dass viele Sparversicherungen im ersten Jahr oder in den ersten beiden Jahren gar keinen Rückkaufswert haben. Dann erhält der Sparer keinen Rappen zurück.
Bei der Mobiliar hingegen gilt vom ersten Jahr an und auch für alle folgenden Jahre: Der Rückkaufswert beträgt garantiert mindestens 97 Prozent der angehäuften Sparprämie (plus allfällige und nicht garantierte Zinserträge). Wobei Kunden allerdings in den ersten sechs Jahren noch 300 Franken Auflösungsspesen zahlen müssen.
Wie jede Sparversicherung bietet auch die neue Police der Mobiliar nicht nur Garantien, sondern auch Renditechancen in Form einer Verzinsung. Und auch da herrscht bei der Mobiliar Transparenz. Denn die Verzinsung der Spargelder richtet sich nach dem Anlageertrag, den die Mobiliar selbst mit ihren Geldern des Einzel-Lebensversicherungsgeschäfts erzielt. Die Policensparer erhalten diesen Satz minus 1 Prozentpunkt.
Rendite: 1 Prozent Sicherheitsabzug – dafür kein Negativzins
In den Jahren 2010 bis 2014 gab es Jahresrenditen von 2,48 bis 2,91 Prozent. In den vergangenen Jahren wäre also den Sparern ein Zins von 1,48 bis 1,91 Prozent gutgeschrieben worden. Den Sicherheitsabzug von 1 Prozentpunkt macht die Mobiliar Versicherung, weil sie bei einem negativen Anlageertrag dem Sparer keinen Negativzins belasten würde. In einem solchen Fall gäbe es eine Null-Verzinsung bzw. eine Kapitalgarantie.
Diese Erfolgsbeteiligung ist gleichzeitig der Schwachpunkt des neuen Mobiliar-Angebots. Denn die erzielten Renditen von 2,48 bis 2,91 Prozent sind angesichts der guten Ausgangslage der letzten paar Jahre eher enttäuschend. Zum Vergleich: Die Pensionskassen konnten in den letzten drei Jahren Renditen von 6,6 bis 9,6 Prozent erwirtschaften. Der Grund liegt im Wesentlichen darin, dass die Mobiliar Leben nur gerade 4 Prozent ihrer Gelder in Aktien anlegt. Das reduziert zwar die Renditeschwankungen, hemmt aber die Erfolgschancen.
Wer auf Risikoschutz verzichten kann, fährt mit 3a-Bankenlösung besser
Die Mobiliar will bei der Verzinsung in etwa so gut sein wie der durchschnittliche 3a-Kontozins der Banken. K-Geld hat verglichen und kommt zum Schluss: In diesem Jahr ist die Mobiliar-Verzinsung nach Abzug der Abschluss- und Vertriebskosten leicht besser als das durchschnittliche 3a-Bankkonto. Grund sind die rekordtiefen Zinsen. In den vergangenen Jahren wäre die Mobiliar in etwa gleich gut gewesen, wenn man den meist bescheidenen Durchschnittszins von einigen Kantonalbanken und der Grossbanken als Vergleichsgrösse heranzieht. Den höheren Durchschnittszins der 3a-Zinsleader-Banken hingegen hätte die Mobiliar verfehlt.
Fazit: Wer keinen Risikoschutz braucht und sein 3a-Geld konsequent bei einer Bank äufnet, die einen vergleichsweise guten Zins zahlt, sollte die Bank vorziehen. Dies gilt erst recht, wenn man 3a-Geld in Wertschriften investiert. Dort sind langfristig bessere Renditen möglich (siehe K-Geld 2/2015). Und die fairen Rückkaufswerte sollten niemanden dazu verleiten, vorschnell eine Police zu zeichnen. Denn ein Sparinstrument, das langfristig ausgerichtet ist, sollte man nicht im Hinblick auf eine baldige Kündigung abschliessen.
Sparversicherung: Teure Prämienpause
Die Mobiliar lobt in ihrem Kundenmagazin die «hohe Flexibilität» der neuen Police, weil man «Prämienpausen» einlegen könne. Da verspricht die Mobiliar zu viel. Kunden können zwar die Prämien während der Laufzeit mehrmals aussetzen, jeweils aber höchstens ein Jahr lang. Und zweitens bleibt der Risikoschutz aufrechterhalten mit der Folge, dass die dafür veranschlagten Kosten vom bisherigen Sparkapital abgezogen werden.
Beispiel: Bei der Police in der Tabelle, Spalte links, würden einem Sparer Fr. 380.50 (70.– plus 310.50) vom Guthaben abgezogen, falls er die Prämienzahlung ein Jahr lang einstellen würde. Eine Prämienpause kommt ihn also teuer zu stehen. Dafür bleibt der Versicherungsschutz erhalten. Wird der Kunde also z. B. während der Prämienpause invalid, zahlt die Mobiliar die Prämie weiter bis zum Vertragsende.